So (über)lebst du in einer internationalen WG

Hochschulinitiative Deutschland

von Désiree, aktualisiert 10.02.2021

Hochschulinitiative Deutschland

Désiree, aktualisiert 10.02.2021


Nirgendwo kommst du anderen Kulturen so nahe wie in einer internationalen Wohngemeinschaft. Was sich zuerst unheimlich cool anhört, kann aber auch zu einer echten Herausforderung werden, wenn mehrere Kulturen und landestypische (Un)sitten zusammenstoßen. Unterschiedliche Gewohnheiten und auch Sprachbarrieren gehören zum Alltag. Das fordert von allen Bewohnern Toleranz, Flexibilität und auch Anpassung. Wie schafft man ein harmonisches Zusammenleben und welche Vorteile bietet eine internationale WG? Wäre ein internationales WG-Leben etwas für dich?

Das Kennenlernen: nationale Eigenheiten erkunden

Wer ausländische Freunde hat oder bereits länger im Ausland gewesen ist, kennt vielleicht schon die eine oder andere kulturelle Eigenheit, die unterschiedliche Nationalitäten mit sich bringen. Richtig bewusst, wie groß die kulturellen Unterschiede doch sein können, wurde es mir erst während meines Auslandssemesters, in dem ich in einer internationalen WG lebte. Sie bestand aus zwei Schweden, zwei Deutschen und einem Spanier.

Zuerst einmal hatte jeder der WG-Bewohner seinen eigenen Tagesrhythmus. So bestand zumindest bei der morgendlichen Benutzung des gemeinsamen Bades keine Staugefahr. Die Schweden und ich waren Frühaufsteher, für die anderen zwei wurde nach ausreichend Schlaf der Mittag zum Morgen. Dafür blieb Diego, typisch Spanier, abends immer lange wach. Abendessen gab es bei ihm erst ab 22 Uhr. Danach kamen auch meistens seine spanischen Freunde noch zu Besuch.

Die Küche ist das Herzstück der WG

Trotz der für mich späten Stunde saßen wir alle zusammen in der Küche, kochten, redeten und lachten. Die Küche ist zumeist das Herzstück der WG – solange es kein separates Wohnzimmer gibt. Dieses ist üblicherweise der Dreh- und Angelpunkt des WG-Lebens. Hier spielt sich der größte Teil des gemeinschaftlichen WG-Lebens ab, hier wird diskutiert, zusammen gegessen und der Tagesplan für den nächsten Tag aufgestellt. Gelegentlich haben hier auch erfolgreiche Therapiestunden stattgefunden, in denen wir uns gegenseitig Mut zuredeten oder angeheitert über den Sinn des Lebens philosophierten.

Zu Beginn der WG-Zeiten können bewusste gemeinsame Unternehmungen wie Kochabende, Fragespiele oder der gemeinsame Sport gute Eisbrecher sein. Das Kennenlernen ist wichtig. Spätestens nach einigen Tagen stellt sich jedoch bereits heraus, mit welchem Typen Mensch du zusammenlebst: Frühaufsteher, Nachtaktive, Frischluftlegastheniker, Kaffeeliebhaber oder Aufräummuffel. Auch das Lernen der jeweils anderen Sprache kann zum Gemeinschaftsprojekt werden! Die Grammatikkenntnisse deiner eigenen Sprache werden sich dadurch noch ein ganzes Stück verbessern.

Sauberkeit muss sein

So viele schöne Gemeinschaftsaktionen auch in der Küche stattfinden können, ist sie auch oft Streitpunkt Nummer Eins. Das eigene Zimmer ist das Domizil eines jeden einzelnen Mitbewohners, die Küche ist jedoch Gemeinschaftraum. Dreckige Geschirrstapel, verstopfte Abflüsse, geruchsstarke Lebensmittel oder überquellende Mülleimer sorgen für Diskussionsstoff.

Nun ist Einsicht und Einfühlungsvermögen jedes einzelnen Bewohners gefordert. Egal, ob ein Putzplan aufgestellt werden muss oder die Aufgabenteilung klar geregelt werden soll, Kommunikation und Absprachen sind das Wichtigste, es gibt für alles eine Lösung. Gemeinsam findet ihr eure WG-Philosophie.

Zu Hause im Melting-Pot

Die Freundschaften, die du in einer internationalen WG knüpfst, machen es dir leicht, Bekanntschaften in der ganzen Welt aufzubauen und zu pflegen. Ein Schlafplatz bei deinen zukünftigen Reisen in die verschiedenen Länder der Welt ist dir also garantiert.

Schnell werden diese Fremden zu Freunden. Spätestens wenn du in die Küche kommst und mit einem Schwall unverständlicher Worte empfangen wirst, bis dem Sprecher auffällt, "Oh, ich habe gerade mit dir Schwedisch geredet!", weißt du: Wir sind zu einer kleinen internationalen Familie zusammengewachsen. Manchmal entstehen sogar Freundschaften fürs Leben.

Was du nun bei einem Leben in einer internationalen WG beachten solltest:

  • Werde dir über die kulturellen Eigenheiten deiner Mitbewohner bewusst, damit du sie besser einschätzen und ihr euch einander anzupassen lernt.
  • Im Fall einer Sprachbarriere: Rede mit Händen und Füßen, um das Eis zu brechen. Manchmal ist der neue Mitbewohner nicht schüchtern, sondern fühlt sich nur unwohl, in einer anderen Sprache zu kommunizieren.
  • Findet eine gemeinsame WG- Philosophie: trefft Absprachen und Regelungen. Ab wann gilt Nachtruhe? Bedeutet eine geschlossene Tür „Ich will nicht gestört werden“ oder darf man trotzdem anklopfen?
  • Stellt einen gemeinsamen Putz- und Müllplan auf, um Ordnung zu halten.
  • Essen verbindet: Organisiert gemeinsame Kochabende. Das macht Spaß, senkt die Lebensmittelkosten durch geteilte Einkäufe und bringt eine abwechslungsreiche Küche mit sich.
  • Sei offen und ehrlich. Nur wenn man miteinander spricht, kann man Probleme angehen und eine Lösung dafür finden.
  • Unternehmt viel miteinander, tauscht euch aus und habt Spaß: Wann hat man ansonsten noch einmal die Möglichkeit hautnah mitzuerleben, was eine andere Kultur ausmacht?