Wie wirkt sich der Brexit auf ein Auslandsstudium aus?

von Diana, 19. Mai 2020

Diana, 19. Mai 2020

Nach langem Hin und Her ist es nun tatsächlich beschlossen: Der Brexit kommt. Doch damit ändert sich nicht nur etwas für die Menschen in Großbritannien, sondern auch für alle Reisenden. Auch Studenten, die ein Auslandssemester oder sogar das gesamte Studium in Großbritannien absolvieren möchten, können von den Folgen des Brexit betroffen sein. Schauen wir uns also an, was du bei deinem Auslandssemester im Vereinigten Königreich beachten musst!

Zuerst: Die wichtigsten Daten und Fakten

Laut dem Statistischen Bundesamt belegt Großbritannien Platz 3 unter den Top 3 der beliebtesten Länder für Auslandssemester. Zudem sind die Zahlen der deutschen Studierenden im Vereinigten Königreich in den letzten Jahren immer weiter angestiegen. Doch das könnte sich durch den Brexit nun ändern. Der Ausstieg Großbritanniens aus der EU wurde am 31.01.2020 endgültig vollzogen. Bis zum 31.12.2020 befinden wir uns nun in der sogenannten „Übergangsphase“. In dieser Phase werden neue Konditionen verhandelt und es wird sich erstmal noch nichts ändern. Spannend wird es erst ab dem 01.01.2021, wenn die neuen Regelungen tatsächlich in Kraft treten.

Wie ist der aktuelle Stand?

Bis zum Ende der Übergangsphase im Dezember 2020 gelten in Großbritannien für Studenten aus Deutschland dieselben Regelungen wie bisher. Das heißt, die Einreise ins Land ist ohne bürokratischen Aufwand und Visum möglich und die Studiengebühren sind reduziert. Genau wie für die britischen Studenten gilt für deutsche Studenten weiterhin der sogenannte „Home Fee Status“, das heißt die Studiengebühren entsprechen der Höhe für einheimische Studenten.

Auch die Finanzierung für bereits vergebene Projekte und Auslandsaufenthalte im Rahmen des Erasmus-Programms ist bis 2022 gesichert. Was danach kommt, weiß allerdings noch niemand. Die Verhandlungen laufen bis zum Ende der Übergangsphase und können einige Veränderungen mit sich bringen.

Beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) findest du die wichtigsten Informationen zum aktuellen Stand. Informiere dich dort am besten nochmal Ende 2020, um die neuen Beschlüsse und Regelungen für den Auslandsaufenthalt in Großbritannien nachzulesen.

Was könnte sich nach dem Brexit ändern?

Die Frage ist nun also, was nach der Übergangsphase passieren wird und wie sich das auf ein Auslandssemester oder Auslandsstudium in Großbritannien auswirkt. Denkbar sind einige Szenarien, die wir an dieser Stelle kurz durchgehen können:

Szenario 1: Mehr bürokratischer Aufwand für die Einreise

Derzeit kann jeder EU-Bürger mit seinem Pass in Großbritannien einreisen ohne Anträge zu stellen oder Formulare auszufüllen. Das könnte sich mit dem Brexit ändern. Denkbar wäre es, dass zukünftig zur Einreise ein Visum beantragt werden muss. Dies könnte mit bestimmten Auflagen oder finanziellen Kosten verbunden sein, die du dann für deine Reise nach Großbritannien einplanen müsstest.

Szenario 2: Höhere Studiengebühren

Wie bereits erwähnt, sind Studenten aus der EU hinsichtlich der Höhe der Studiengebühren den einheimischen Studenten in Großbritannien gleichgestellt. Allerdings gibt es derzeit auch Regelungen für Nicht-EU-Studenten. Sie erhalten den sogenannten „International Fee Status“. Konkret bedeutet das, dass internationale Studenten wesentlich höhere Studiengebühren als einheimische Studenten zahlen müssen, wenn sie in Großbritannien studieren möchten. Möglich wäre es also, dass dieser Status zukünftig auch für Studenten aus Deutschland gilt und somit der finanzielle Aufwand wesentlich höher wird. Die Studiengebühren könnten sich damit verdoppeln oder sogar verdreifachen.

Szenario 3 - Worst Case

Natürlich kann auch der Worst Case eintreten und beide genannten Szenarien werden Realität. Dann müsstest du für dein Auslandssemester oder -studium sowohl einen hohen Aufwand für die Einreise einplanen, als auch hohe Studiengebühren in Kauf nehmen. Doch wir wollen den Teufel hier nicht an die Wand malen. Großbritannien profitiert von der Zusammenarbeit mit deutschen Wissenschaftlern und Studenten, sodass wir die Verhandlungen abwarten sollten, statt Panik zu machen. Und im schlimmsten Fall gibt es ja auch noch einige Alternativen …

Alternativen zum Auslandsstudium in Großbritannien

Für viele Studenten ist ein Studium in Großbritannien ein Traum, den sie sich erfüllen möchten. Vielleicht ja auch für dich?! Doch nach dem Brexit kann dieser Traum möglicherweise durch die neuen bürokratischen oder finanziellen Bestimmungen zerplatzen. Statt aufzugeben, kannst du dann aber auch über Alternativen nachdenken, die dich genauso gut zum Ziel führen können …

Mein Ziel: Ich möchte mein Englisch verbessern …

Wenn es dir beim Auslandsaufenthalt darum geht, im Ausland dein Englisch zu verbessern, stehen dir zunächst natürlich noch viele andere Länder zur Auswahl. In Ländern wie den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und vielen anderen kannst du deine Englischkenntnisse genauso gut optimieren. Und wenn du es noch einfacher möchtest, kannst du es auch mit einem Tandempartner versuchen. Auf tandem.net findest du überall auf der Welt Menschen, mit denen du gemeinsam Englisch sprechen und ihnen im Gegenzug Deutsch beibringen kannst.

Mein Ziel: Ich möchte Praxiserfahrung sammeln …

Vor allem der Finanzsektor in Großbritannien, und speziell in London, lockt viele Studenten für Auslandssemester oder Praktika. Falls das mit dem Brexit keine Option mehr für dich sein sollte, kannst du es auch in Deutschland versuchen. Frankfurt ist DER Finanzstandort und kann dir sicher die eine oder andere Alternative bieten. Falls es doch ein Unternehmen in Großbritannien sein soll, kannst du natürlich auch nach individuellen Regelungen fragen. Vielleicht kannst du mit deiner Wunschfirma finanzielle oder aufenthaltsbezogene Übereinkünfte treffen, die dir die Praxisphase in Großbritannien doch möglich machen. Und fragen kostet ja nichts, oder?!

Mein Ziel: Ich möchte an einer Eliteuniversität studieren …

Für einige ist sicher auch der Ruf der Eliteuniversitäten in Großbritannien ein Grund für das geplante Auslandssemester. Oxford und Cambridge machen sich im Lebenslauf schließlich ziemlich gut. Doch auch dafür gibt es Alternativen. Die Klassiker findest du in den USA mit der Harvard University oder dem MIT. Aber auch in Deutschland gibt es Universitäten mit Elitestatus. Hierzulande werden sie allerdings als „Exzellenzuniversität“ bezeichnet. Schau dir deren Angebot doch mal an, vielleicht liegt dein Ziel gar nicht so weit in der Ferne! Hier die aktuelle Liste aus dem Jahr 2019:

• Rheinisch-Westfälische Technische Universität Aachen
• Freie Universität, Humboldt-Universität und Technische Universität Berlin
• Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
• Technische Universität Dresden
• Universität Hamburg
• Universität Heidelberg
• Karlsruher Institut für Technologie
• Universität Konstanz
• Ludwig-Maximilians-Universität München
• Technische Universität München
• Eberhard Karls Universität Tübingen

Was auch immer der Brexit nun in Zukunft für ein Auslandssemester bringen mag, wir hoffen, dass du dir deinen Traum vom Auslandsstudium dennoch erfüllen kannst, und halten dich weiter auf dem Laufenden!