Soja, Hafer und Co.: Milch-Alternativen vs. Kuhmilch

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von Christin, 08. September 2020

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Alternativen zur herkömmlichen Kuhmilch sind inzwischen aus vielen Küchen, Cafés und Mensen nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Menschen verzichten auf Milch zugunsten der Umwelt und des Tierwohls. Außerdem legen einige neuere Studien nahe, dass Kuhmilch eigentlich gar nicht so gesund ist, wie landläufig angenommen. Auf den ersten Blick spricht also vieles dafür, den Pflanzendrinks den Vorzug zu geben. Daher stellt sich die Frage: Ist Kuhmilch überhaupt noch vertretbar? Und welche Milch-Alternative ist die beste? Wir haben dir hier die wichtigsten Fakten zum Thema zusammengestellt.

Sojadrinks: Auf die Herkunft kommt's an

Milchersatz aus Soja ist der wohl bekannteste Pflanzendrink und Wegbereiter für die breite Palette an pflanzlichen Milchalternativen, die sich inzwischen in nahezu jedem Supermarkt findet. Dabei gibt es auch Einwände gegen Soja-Produkte: Der "Sojaboom" würde zur Abholzung von Regenwäldern führen und die Existenzen von Kleinbauern vernichten, so kritische Stimmen. Aber stimmt das wirklich?

Tatsächlich führt der Sojaanbau in herkömmlicher Landwirtschaft in Lateinamerika zur Abholzung von Regenwäldern, der Zerstörung von Savannenlandschaften und bringt auch viele sozioökonomische Probleme mit sich. Dieses zumeist brasilianische Soja wird allerdings fast ausschließlich als Futtermittel für Nutztiere verwendet. Die Anbieter von Soja- und Tofuprodukten, die sich in den Regalen deutscher Supermärkte finden, setzen in der Regel auf Sojabohnen aus der EU, Kanada oder China und verpflichten sich oft darüber hinaus, auf ökologische Landwirtschaft und faire Bedingungen bei ihren Lieferanten zu achten. Da es nicht immer ganz einfach ist, Produktionswege nachzuvollziehen, hat Niemblog eine Übersicht über die Herkunft der Sojabohnen zahlreicher Anbieter zusammengestellt: Der Soja-Irrtum: über die Herkunft von Soja (Stand: 2016).

Mandeldrinks: Problemzone Kalifornien

Auch die zweitbeliebteste Milch-Alternative auf dem europäischen Markt, die Mandelmilch, gilt als problematisch. Ein großer Teil der weltweit verarbeiteten Mandeln stammt aus Kalifornien. Der Mandelanbau erfolgt dort in riesigen Monokulturen, die für die regionale Flora und Fauna kaum Platz lassen. Darüber hinaus erfordert das Bestäuben der Bäume den Einsatz von Milliarden von Bienen, deren Haltungs- und Lebensbedingungen ebenfalls für Kritik sorgen.

Das größte Problem, das der Mandelanbau in Kalifornien mit sich bringt, ist allerdings der enorme Wasserverbrauch: Zwar werden bei der Herstellung eines Mandeldrinks deutlich weniger Treibhausgase freigesetzt als bei einer entsprechenden Menge Kuhmilch, der Wasserverbrauch ist jedoch sehr hoch. In Kalifornien wird daher das Wasser knapp. Ähnlich, wenn auch weniger drastisch, verhält es sich in den europäischen Anbaugebieten. Im Vergleich zu anderen pflanzlichen Alternativen hat die Mandelmilch daher keine sehr gute Ökobilanz.

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Haferdrink: Regional und nachhaltig

Hafermilch gilt gemeinhin als die nachhaltigste Milch-Alternative. Das liegt insbesondere daran, dass recht große Mengen an Hafer aus europäischer Bio-Landwirtschaft stammen oder zumindest ohne Herbizide angebaut werden. Anbieter von veganen Alternativen und Bio-Produkten setzen teilweise auf regionalen Anbau und beziehen den Hafer für den pflanzlichen Milchersatz ausschließlich aus Deutschland. Bei der Produktion von Haferdrinks werden deutlich weniger Treibhausgase ausgestoßen, als bei der Produktion von Kuhmilch. Und auch im Vergleich mit anderen pflanzlichen Milch-Alternativen schneidet Hafermilch in Punkto Land-, Wasser- und Energiebedarf gut ab.

Einen Haken gibt es jedoch auch bei der Hafermilch: Da sie relativ kalorienhaltig und gleichzeitig eher protein- und nährstoffarm ist, ist sie nicht die gesündeste Milch-Alternative. Dennoch empfinden viele Verbraucher den leicht süßlichen Geschmack als angenehm und Haferdrinks erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Allergiker sollten hier allerdings Vorsicht walten lassen, denn Hafermilch enthält im Gegensatz zu vielen anderen Milchersatzprodukten Gluten.

Reismilch, Hanfmilch und Co.: Weitere Mich-Alternativen im Überblick

Besonders für Allergiker ist Reismilch eine gute Alternative zu den übrigen Pflanzendrinks, denn sie ist glutenfrei, laktosefrei und eignet sich auch für Menschen mit einer Soja- oder Nussallergie. Der verarbeitete Reis benötigt allerdings im Anbau große Mengen Wasser und im Endprodukt sind vergleichsweise wenige Nährstoffe enthalten.

Anders sieht das bei Hanfmilch aus: Sie enthält pflanzliche Proteine und Omega3-Fettsäuren und gehört somit zu den gesünderen Milch-Alternativen. Bisher sind Hanfdrinks auf dem deutschen Markt noch eher unbekannt und dementsprechend noch nicht im herkömmlichen Supermarkt, sondern nur in einigen Bio-Läden anzutreffen.

Ähnlich verhält es sich mit Haselnussmilch. Auch sie spielt bisher eine eher untergeordnete Rolle auf dem Markt und findet sich eher in Spezialgeschäften, teilweise aber auch schon in gut sortierten Supermärkten. Haselnussmilch ist im Gegensatz zu den meisten pflanzlichen Milchersatzprodukten eher dickflüssig und schmeckt besonders schön nussig. Allerdings sind Nussdrinks verhältnismäßig teuer und daher eher weniger als alltäglicher Milchersatz für den Kaffee oder das Müsli geeignet.

Ist Kuhmilch denn überhaupt noch vertretbar?

Nachdem du die Vor- und Nachteile der gängigsten Milch-Alternativen kennengelernt hast, soll nun die eingangs gestellte Frage noch einmal aufgegriffen werden: Wie sieht es denn nun eigentlich mit der Kuhmilch aus?

Ökobilanz von Kuhmilch: Wasser, Land und CO2

Grundsätzlich wird für jeden produzierten Liter Kuhmilch ein Vielfaches an Wasser, Land und Energie verbraucht und es werden deutlich mehr Treibhausgase freigesetzt als bei der Produktion eines Liters Pflanzenmilch. Dasselbe gilt allerdings auch für Fleisch und viele andere Produkte, die wir regelmäßig konsumieren. Hier gilt deshalb: die Menge macht's. Ein völliger Verzicht auf gewisse Produkte ist für viele Konsumenten nicht denkbar und muss auch nicht sein. Bewusstes Konsumverhalten und die Regulierung des eigenen Verbrauchs können nämlich schon sehr viel bewirken.

Tierwohl: Massentierhaltung vs. Öko-Bauernhof

Neben der Ökobilanz ist es in erster Linie das Tierwohl, das Menschen dazu bewegt, auf Milchalternativen umzusteigen. Milchkühe werden ständig geschwängert, damit sie überhaupt Milch produzieren. Die Kälber werden oft direkt nach der Geburt von der Mutter getrennt. Gerade in Massentierhaltungsbetrieben müssen die Milchkühe zusätzlich unter schlechten Haltungsbedingungen leiden.

Beim Kauf von Kuhmilch sollte daher regionalen Bio-Höfen der Vorzug gegeben werden. Die Kühe auf den Bio-Höfen haben nicht nur mehr Platz und die Möglichkeit, sich an der frischen Luft zu bewegen, sondern erhalten auch hochwertigeres Futter, was sich letztendlich auch auf den Nährstoffgehalt der Milch auswirkt. Auch diese Milchkühe werden allerdings immer wieder aufs Neue geschwängert und von ihren Kälbern getrennt. Einige Betriebe testen inzwischen alternative Vorgehensweisen und belassen die Kälber einige Monate bei ihren Müttern. Milch aus Bio-Betrieben - insbesondere aus solchen, die Mütter und Jungtiere nicht sofort trennen - ist selbstverständlich deutlich teurer als Discounter-Milch.

Kuhmilch vs. Pflanzendrink: Bewusst konsumieren

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Ökobilanz der pflanzlichen Milch-Alternativen grundsätzlich besser als die von Kuhmilch ist. Auch hier gibt es natürlich Unterschiede: So haben nicht alle Pflanzendrinks eine wirklich gute Ökobilanz oder enthalten ausreichend wichtige Nährstoffe oder Proteine. Hier lohnt sich eine kurze Recherche zum persönlichen Lieblingsdrink, da es zwischen den einzelnen Anbietern nicht nur beim Preis sondern mitunter auch in Sachen Nachhaltigkeit und Nährstoffgehalt erhebliche Unterschiede gibt.

Die schlechte Ökobilanz der Kuhmilch muss allerdings nicht bedeuten, dass du sofort völlig auf diese bei deiner Ernährung verzichten musst. Auch ein bewussteres Konsumverhalten kann schon sehr viel bewirken. Dazu gehört nicht nur, den eigenen Milchverbrauch gegebenenfalls zu reduzieren, sondern auch die Entscheidung für regionale Bio-Produzenten und gegen Massentierhaltungsbetriebe. Auch kleine Veränderungen im Konsumverhalten können bereits viel bewirken.