Studentenklischees - Was sich Studis anhören müssen
von Daniel, 08. Dezember 2020
von Daniel, 08. Dezember 2020
Die Schulzeit ist vorbei, das Studium steht vor der Tür. Vieles ändert sich für dich als Student*in - eins bleibt jedoch gleich: Stereotype und Klischeedenken gibt es auch an der Universität. Die Universitäten stehen für Offenheit, Respekt und Toleranz - da ist das altbekannte Schubladendenken eigentlich fehl am Platz. Doch manche Klischees und Vorurteile wollen nicht verschwinden. Mehr über verbreitete Studentenklischees und was du dir als Student*in wohlmöglich anhören musst, haben wir dir im Folgenden zusammengestellt.
Stipendium: bist du hochbegabt?
Einige Studierende haben das Glück, ein Stipendium zu bekommen und erfreuen sich finanzieller Unterstützung für das Studium. Statt zweitem Nebenjob kannst du dich mit einem Stipendium auf das Wesentliche konzentrieren. Das typische Klischeedenken besagt, dass die besten Schüler Stipendien bekommen. Du hast kein Abi-Durchschnitt von 1,0? Dann brauchst du dir über ein Stipendium sicher keine Gedanken machen. Derartige Vorurteile gibt es zu Genüge, doch pauschal stimmt dies nicht.
Bei der Vergabe von Stipendien spielen weitere Kriterien eine Rolle: soziales Engagement, Herkunft und Co. Vor einigen Jahren ergab eine Studie, dass ca. 4 % aller Studierenden ein Stipendium bekommen. Neben dem bekannten Deutschlandstudium gibt es auch Förderungen der Ikea-Stiftung, die sich explizit an Studierende richten, die ihre Abschlussarbeit schreiben. Ein Blick über den Horizont lohnt sich also - nicht nur Hochbegabte haben die Chance auf staatliche oder private Förderung.
Privathochschule: die Uni für Elite?
Das Studieren an einer Privathochschule ist kostenintensiv - keine Frage! Die Studiengebühren an staatlichen Universitäten gehörten nach kurzer Zeit der Vergangenheit an. Anders sieht dies an der Privathochschule aus. Verbreitet sind Studenten-Klischees, die die Studierenden einer privaten Hochschule als Snobs oder reiche Elite verschreien. Doch trifft dies zu? An der amerikanischen Elite-Uni Harvard betragen die jährlichen Gebühren weit über 30.000 Euro - ein horrender Schuldenberg häuft sich während der Ausbildung an.
Demgegenüber fallen an deutschen Privat-Hochschulen ca. 500 Euro pro Monat an. Bei der Zulassung steht die persönliche Eignung im Vordergrund - die Größe des eigenen Geldbeutels spielt keine Rolle. Viele private Hochschulen bieten ihren Studierenden außerdem die Möglichkeit, die Gebühren im späteren Berufsleben zurück zu bezahlen.
Geisteswissenschaften: die Ausbildung für Taxifahrer?
Vorurteile gegenüber Studenten gibt es auch für die geisteswissenschaftlichen Studiengänge. Wer Geschichte, Literaturwissenschaften oder Politik studiert, wird später bestimmt Taxifahrer. Verbreitet sind Studenten-Klischees, die Geisteswissenschaftlern keine berufliche Zukunft einräumen. Zahlreiche geisteswissenschaftliche Studiengänge vermitteln überfachliche Kompetenzen und methodisches Know-how, das bei der Bewältigung komplexer Aufgaben behilflich ist. Wenn Geisteswissenschaftler zudem in Praktika praktische Kenntnisse erwerben, stehen die Chancen auf eine erfolgreiche berufliche Zukunft gut. Das Taxifahren kann neben dem Studium oder dem unbezahlten Praktikum ein lukrativer Nebenjob sein. Keinesfalls wird jeder Student*in der Geisteswissenschaften Taxifahrer.
Fachhochschule für die Praxis, Uni für die Theorie
Klischeedenken existiert auch hinsichtlich der Trennung von FH und Universität. Das ursprüngliche Ziel der Fachhochschule war die praxisnahe Vermittlung von akademischen Wissen. An der Universität steht demgegenüber das wissenschaftliche Arbeiten im Vordergrund. Kein Wunder, dass Studenten-Klischees die FH für Praktiker und die Uni für Theoretiker ausmachen. Mittlerweile haben die Universitäten zwar Pflichtpraktika oder Praxissemester in den Modulplan aufgenommen. Nichtsdestotrotz sind die Universitäten prädestiniert für Studierende, bei denen der Fokus auf der theoretischen Ausbildung liegt. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Absolventen einer Uni hervorragende Praktiker sein und Studierende der FH theoretische Glanzleistungen erbringen können.
Partys und Ausschlafen: das typische Studentenleben?
Die Partyliebe der Studierenden ist eines der hartnäckigsten Studenten Klischees. Das Durchfeiern ganzer Nächte und anschließendes Ausschlafen bis zum nächsten Nachmittag? Wenn man den gängigen Vorurteilen über Studierende Glauben schenkt, wandelt sich der Tag-/Nacht-Rhythmus mit dem Beginn des Studiums um 180 Grad. Schlafen am Tag, Feiern in der Nacht - sieht so das Leben an der Uni aus?
Zugegebenermaßen feiern viele Studenten gerne. Semester- und WG-Partys erfreuen sich in regelmäßigen Abständen großer Beliebtheit. Für das tägliche Feiern fehlt den meisten Studierenden aber Energie und Geld. Wer das Studium in Regelstudienzeit beenden möchte, widmet sich eher dem Lernen. Zudem feiern alle jungen Leute gerne - da spielt es keine Rolle, ob Student*in oder Auszubildende.
Kein Master-Abschluss: warum hast du überhaupt studiert?
Mit der Bologna-Reform änderte sich im deutschen Hochschulsystem vieles. Die Vereinheitlichung der Studiengänge in Europa sollte die Mobilität von Studierenden und Lehrenden fördern. Fortan prägten Bachelor- und Master-Studiengänge das deutsche Hochschulsystem. Sechs Semester Studium sind notwendig, um den ersten akademischen Grad zu erhalten: Bachelor!
Weit verbreitet ist das Vorurteil, dass es sich beim Bachelor um einen akademischen Grad handelt, der lediglich als Zwischenschritt empfunden wird. Ohne abgeschlossenes Master-Studium ist der Nutzen begrenzt. Studien zeigen, dass sich das Einstiegsgehalt von Student*in mit Bachelor oft nicht dramatisch von Master-Absolvierenden unterscheidet. Für die Unternehmen sind Soft-Skills wie Motivation, Teamfähigkeit oder Engagement entscheidend.
Richtige Arbeit: was ist das?
Weite Teile der arbeitenden Bevölkerung bedenken den fleißigen Student*in mit einem Lächeln. Studierende kennen das echte Leben nicht und haben von Arbeit keine Ahnung. Studierende haben es einfach gut und ein leichtes Leben. Dass derartige Studenten-Klischees nur in Ausnahmefällen zutreffen, zeigen die folgenden Tatsachen. Studien kommen zum Ergebnis, dass jeder fünfte Student psychische Probleme hat - Zukunftsangst, finanzielle Sorgen, Leistungsdruck und die Kombination von Nebenjob und Studium lassen grüßen. Zudem haben viele Studierende einen anstrengenden Nebenjob. Wer stundenlang gekellnert, Fenster geputzt oder Regale im Supermarkt eingeräumt hat, weiß wovon ich rede.
Studierende liegen auf der Tasche von Eltern und Vater Staat
Studieren ist teuer. Steigende Preise für WG-Zimmer, Lebenshaltung und die halbjährlichen Semestergebühren wollen bezahlt werden. Da liegt der Gedanke nahe, dass sich die Studierenden alles von den Eltern oder dem Staat bezahlen lassen. Der größte Anteil der Studierenden bekommt von den Eltern finanzielle Unterstützung. Allerdings verdienen ca. zwei Drittel aller Studierenden ihren Lebensunterhalt mit einem Nebenjob - Unabhängigkeit ist das Ziel. Wer staatliche Unterstützung wie BAföG oder Studienkredit in Anspruch nimmt, zahlt diese teilweise oder vollständig zurück. Zudem gerät häufig in Vergessenheit, dass Akademiker im späteren Berufsleben mehr verdienen und somit höhere Steuern bezahlen.
Stimmen die Studenten Klischees?
Keine Frage - die Studenten Klischees kommen nicht von ungefähr. Einige Vorurteile haben einen wahren Kern. Dennoch führt das Schubladendenken mitsamt der Verallgemeinerungen zu gängigen Klischees, mit denen du als Student*in konfrontiert wirst. Die meisten Studierenden sind nicht faul oder feiern ständig, sondern lernen fleißig und haben zudem einen Nebenjob. Studierende mit Stipendium sind nicht zwangsläufig hochbegabt, während aus der universitären Ausbildung ebenso gute Praktiker hervorgehen. Die Ausnahme bestätigt auch hier die Regel.