Lebensmittelverschwendung reduzieren: Foodsharing & Foodsaving
von Christin, 06. Oktober 2020
Christin, 06. Oktober 2020
Im Angesicht von globaler Erwärmung und ökologischen Krisen bemühen sich immer mehr junge Menschen um einen nachhaltigeren Lebensstil und ein bewussteres Konsumverhalten. Und das ist auch gut so, denn leider landen in Deutschland noch immer jährlich 18 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. "Foodsharing" und "Foodsaving" gehören deshalb zu den Leitbegriffen im gesellschaftlichen Diskurs rund um Konsum und Ressourcenschonung. Aber was steckt eigentlich konkret hinter diesen Begriffen und welche Möglichkeiten gibt es, selbst aktiv zu werden und sich gegen Lebensmittelverschwendung zu engagieren? Die wichtigsten Infos und einige tolle Initiativen haben wir hier für dich zusammengestellt.
Containern: Vergehen oder Umweltschutz?
Die Begriffe "Foodsharing" oder "Foodsaving" tauchen in den Medien besonders häufig in Zusammenhang mit der Kontroverse um das sogenannte "Containern" auf. Hierbei werden noch genießbare Lebensmittel aus den Mülltonnen von Supermärkten entnommen, die diese nach geltendem Recht (bspw. wegen eines überschrittenen Mindesthaltbarkeitsdatums) nicht mehr verkaufen dürfen und somit entsorgen.
Gegen diese Praxis wollen umweltbewusste Menschen ein Zeichen setzen. Immer wieder wird vor Gericht wie in den Feuilletons um die rechtlichen und moralischen Dimensionen des Containerns gestritten, denn in der Regel stehen die Mülltonnen auf Privatgelände und sind mitunter sogar verschlossen. Eine Strafverfolgung wegen Landfriedensbruchs oder ggf. sogar Diebstahls kann deshalb eine Konsequenz des Containerns sein. Meist wird das Containern wegen Geringfügigkeit zwar nicht zur Anzeige gebracht, dass es jedoch auch anders kommen kann, zeigt das jüngst vom Bundesverfassungsgericht bestätigte Urteil gegen zwei Studentinnen, die zu einer Geldstrafe und Sozialstunden verurteilt wurden.
Zu gut für die Tonne: Bewusstes Einkaufen und Resteverwertung
Der erste Schritt auf dem Weg gegen die Lebensmittelverschwendung ist natürlich ein bewussteres Konsumverhalten. Wer kennt es nicht? Man geht hungrig in den Supermarkt und schon ist der Einkaufswagen viel zu voll. So simpel das auch klingen mag: Eine Einkaufsliste kann helfen die spontanen Lust- oder Frust-Käufe zu reduzieren. Überlege dir vorher, was du in den nächsten Tagen kochen willst und auch welche Mengen an Lebensmitteln du dazu benötigst. Versuche Packungsgrößen so zu wählen, dass dein Bedarf möglichst exakt gedeckt wird. So hast du immer genau die Dinge im Kühlschrank, die du auch wirklich brauchst und sparst unterm Strich noch Geld.
Wenn der Kühlschrank eigentlich noch gar nicht leer ist, du aber keine Idee hast, was du aus den bunt zusammengewürfelten Resten kochen sollst, dann hilft dir die App mit dem schlagenden Namen "Zu gut für die Tonne" weiter. Die App, die im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und in Zusammenarbeit mit prominenten Köchen entwickelt wurde, schlägt dir Rezepte vor, die sich auch mit wenigen oder auf den ersten Blick nicht zusammenpassenden Zutaten zubereiten lassen. Einfach deine noch vorhandenen Lebensmittel eingeben und schon sucht die App passende Gerichte heraus.
"Foodsharing.de": Vorreiter gegen die Lebensmittelverschwendung
Wenn du gerne Lebensmittel retten würdest, die eigentlich noch genießbar, aber nach geltendem Recht nicht mehr verkäuflich sind, dann ist die Initiative "foodsharing.de" die richtige Adresse für dich. In dem 2012 gegründeten Netzwerk, das mittlerweile in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv ist, engagiert sich eine wachsende Zahl freiwilliger "Foodsaver" für die Rettung noch genießbarer Lebensmittel.
Diese werden regelmäßig bei den kooperierenden Supermärkten, Bäckereien, Großhändlern und Bauernhöfen abgeholt und anschließend über die Community-Seite oder die sogenannten "Fairteiler" - feste Umschlagplätze für Lebensmittel, an denen sich jedes Mitglied bedienen darf - weitergegeben. Dabei werden alle Produkte unentgeltlich verteilt; der Verkauf von Lebensmitteln über die Plattform ist untersagt. Hier kannst du dich entweder passiv als "Foodsharer" beteiligen und Lebensmittelkörbe erhalten oder auch aktiv als "Foodsaver" die Abholung und Verteilung von Lebensmitteln aus Betrieben in deiner Nachbarschaft organisieren.
UXA: Essen einfach teilen
Nach einem ähnlichen Prinzip wie die foodsharing-Initiative aber im kleineren Maßstab funktioniert die App "UXA". Selbst der disziplinierteste Einkäufer stellt manchmal fest, dass der Kühlschrank zu voll ist oder ein gekauftes Produkt doch nicht schmeckt. Hier kommt UXA ins Spiel: Die App erlaubt es Privatpersonen schnell und unkompliziert überflüssige Lebensmittel zu verschenken. Du musst lediglich eintragen, wann das Lebensmittel geöffnet bzw. gekauft wurde und deinen Standort teilen. Andere Nutzer sehen die Angebote in ihrer näheren Umgebung und können direkt mit dem Anbieter Kontakt aufnehmen, um Abholzeit und -ort zu vereinbaren.
Um das Ansteckungsrisiko in der derzeitigen Pandemie-Situation zu minimieren, empfehlen die Macher von UXA, auf persönliche Übergaben zu verzichten und die Lebensmittel stattdessen in einer geeigneten Verpackung vor der Tür zu platzieren. Dabei sollten natürlich alle Parteien auf eine gründliche Handhygiene achten. Wer sich unwohl fühlt oder Erkältungssymptome hat, sollte weder Lebensmittel abholen noch verschenken. So klappt Foodsharing auch in Corona-Zeiten ohne Probleme.
Foodsaving-Apps: Lebensmittel retten und Geld sparen
Einen anderen Weg geht die foodsaving-App "Too good to go": Sie vernetzt Nutzer direkt mit Restaurants, Cafés, Bäckereien und Supermärkten in der Umgebung. Die Betriebe können übriggebliebene Produkte für einen zumeist stark reduzierten Preis einstellen, der Nutzer kann sich das passende Angebot aussuchen und reservieren. Die Bezahlung erfolgt via PayPal, Googlepay oder Sofort Überweisung. Anschließend kann der Käufer seine Waren innerhalb eines bestimmten Zeitfensters - in der Regel kurz vor Ladenschluss - im Laden abholen.
In den größeren Städten Deutschlands ist das Angebot bereits recht breit: Hier gibt es Snacks und Hauptgerichte von allerlei Imbissbuden, Restaurants oder Cafés. Viele der angebotenen Mahlzeiten sind vegetarisch oder sogar vegan. Darüber hinaus bieten Supermärkte besonders günstige "Überraschungstüten" an, die das Obst und Gemüse enthalten, das am jeweiligen Tag übriggeblieben ist und nicht mehr verkauft werden kann.
Ein Herz für krummes Gemüse
Dann gibt es aber natürlich auch noch jenes Gemüse und Obst, das es aus optischen Gründen gar nicht erst in den Supermarkt schafft. Krumme oder zu kleine Früchte werden in der Regel direkt bei der Ernte aussortiert und landen dann oft in der Tonne. Zum Glück engagieren sich auch gegen diese Art der Lebensmittelverschwendung zahlreiche Projekte. Zu den bekanntesten Initiativen gehört "etepetete". Hier kannst du dir eine Kiste mit geretteten Produkten einfach bis an die Haustür liefern lassen. Zur Auswahl stehen Gemüse-Boxen, Obst-Boxen oder gemischte Boxen. Neben "etepetete" gibt es noch andere regional und überregional operierende Initiativen, die sich auf die Rettung von optisch nicht einwandfreiem Obst und Gemüse spezialisiert haben, zum Beispiel das Projekt "Querfeld" oder die "Rübenretter".
Lebensmittel retten leicht gemacht
Das persönliche Engagement gegen Lebensmittelverschwendung muss nicht kompliziert oder zeitaufwendig sein. Zunächst solltest du dein eigenes Konsumverhalten überdenken und mit Kochplänen und Einkaufslisten die Menge überschüssiger Lebensmittel in deiner Küche so gut es geht reduzieren. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Initiativen, mithilfe deren Apps und Web-Communities du dich unkompliziert an der Rettung von noch genießbaren Lebensmitten beteiligen kannst. Übriggebliebene Lebensmittel und Mahlzeiten werden hier entweder kostenlos verteilt oder zu einem stark reduzierten Preis angeboten. Während du dich also gegen die Verschwendung von Lebensmitteln engagierst, sparst du gleichzeitig auch noch Geld. Also los geht's!