Erfolgreich durch die mündliche Prüfung: So klappt es!
von Christin, 24. November 2021
von Christin, 24. November 2021
Mündliche Prüfungssituationen, egal ob Referat, Kolloquium oder Vorstellungsgespräch, sind für viele Menschen aller Altersstufen der blanke Horror. Gerade in der Uni begegnen mündliche Prüfungen in den meisten Studiengängen mindestens ein Mal pro Studienphase. Im Gegensatz zur Klausur kommt es hier nicht nur auf gründliches Lernen, sondern vor allem auf die Präsentation des eigenen Wissens und den Umgang mit spontanen Nachfragen an. Und genau diese Unberechenbarkeit sorgt bei vielen Studierenden für Verunsicherung. Wie man sich dennoch gut auf eine mündliche Prüfung vorbereiten kann, verraten wir dir hier.
Was erwartet mich in der mündlichen Prüfung?
Diese Frage lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten, da sich mündliche Prüfungen je nach Studiengang und Art der Prüfung unterscheiden. So gibt es Gruppenprüfungen, Referate oder Präsentationen.
Die häufigste Form der mündlichen Prüfung ist jedoch das Einzelgespräch mit dem Prüfenden. In einigen Prüfungen bekommst du eine gewisse Redezeit zugesprochen, in der du frei zum Thema referieren kannst. Anschließend stellt der Prüfende Fragen oder lenkt das Gespräch auf Teilthemen, die du noch nicht abgedeckt hast. In anderen Formaten wird dir zu Beginn der Prüfung eine meist sehr offenen Frage gestellt, die es dir ebenfalls ermöglicht, über die Schwerpunkte und Zusammenhänge des Themas zu sprechen - in der Regel unter einem bestimmten Blickwinkel, den der Prüfende mit seiner Frage vorgegeben hat.
Das heißt: Gefragt sind keine auswendig gelernten Definitionen oder Lehrbuchsätze. Viel mehr sollst du in einem möglichst natürlichen Gespräch dein Wissen zu einem Thema präsentieren und zeigen, dass du das gelernte auch auf andere Bereiche transferieren sowie kritisch hinterfragen kannst. Eine mündliche Prüfung ist also nicht bloß eine "mündliche Klausur", sondern ein grundlegend anderes Prüfungsformat mit eigenen Anforderungen. Diese Einsicht ist bereits der erste Schritt zu einer erfolgreichen Vorbereitung.
Der Prüfungsrahmen: Was wird von mir erwartet?
Auch mündliche Prüfungen sollen zeigen, ob die Inhalte der Lehrveranstaltung verstanden wurden und das Wissen angewendet werden kann. Die zugehörige Lehrveranstaltung sollte deshalb unbedingt besucht werden - auch, wenn es keine Anwesenheitspflicht gibt. Die geführten Diskussionen, die Fragen des Dozierenden und die gewählten Beispiele geben dir bereits einen guten Eindruck davon, in welche Richtung es in der mündlichen Prüfung gehen könnte. Hilfreich sind hier vor allem deine getätigten Mitschriften.
Zusätzlich kann es helfen, sich online über den Prüfenden zu informieren. Schau dir seine oder ihre Publikationsliste an, vergangene und aktuelle Forschungsprojekte oder das Thema der Dissertation. Falls die Studien- und Prüfungsordnung deines Faches darüber keine Auskunft gibt, informiere dich außerdem vorher bei deinem Dozierenden über die Rahmenbedingungen:
- Wie lange wird die Prüfung dauern?
- Müssen mögliche Prüfungsthemen im Voraus festgelegt werden?
- Soll ein Impulsvortrag vorbereite werden oder wird es ein offenes Gespräch geben?
- Sind Notizen in gewissem Umfang erlaubt?
Die inhaltliche Vorbereitung
Obwohl bei der mündlichen Prüfung natürlich eine gewisse Eloquenz und Flexibilität wichtig sind, ist die Grundlage für den Erfolg natürlich auch hier, dass du den Stoff verinnerlicht hast. Bei der inhaltlichen Vorbereitung solltest du aber weniger auf das Auswendiglernen von Lehrbuchsätzen, Definitionen oder Formeln setzen.
Konzentriere dich eher auf die Zusammenhänge zwischen Einzelaspekten, überlege dir im Voraus Beispiele oder lese dich in Fallstudien ein und stelle sicher, dass du wichtige Forschungstheorien einordnen kannst. Dabei solltest du auch die Grenzen oder Schwächen der einzelnen Methoden und Theorien kritisch reflektieren können. Besonderes Augenmerk solltest du bei deiner Vorbereitung auf solche Themen legen, die dir in der Vergangenheit Probleme bereitet haben und bei denen du dich unsicher fühlst. Durch das Schreiben von "Moderationskarten" kannst du die wichtigsten Inhalte zu jedem Unterthema übersichtlich festhalten.
Die Vorbereitung auf das Prüfungsgespräch
Bist du der Meinung, dass die Inhalte sitzen und du alles verstanden hast, dann solltest du in einem nächsten Schritt das Gespräch vorbereiten. Denn egal, wie gut alles in deinem Hirn abgespeichert ist: Wenn du während der Prüfung Schwierigkeiten hast, dich präzise auszudrücken, dir die Worte fehlen oder du zu viel um den heißen Brei herumredest, wird sich das negativ auf dein Ergebnis auswirken. Wichtig ist daher, das Gespräch vorher zu üben. Wenn du gemeinsam mit Kommiliton*innen lernst, bietet sich ein Rollenspiel an, das die Prüfungssituation simuliert. Vielleicht fallen euch gemeinsam auch einige Fragen ein, die in der Prüfung gestellt werden könnten.
Ausarbeiten eines Kurzvortrags
Um zu prüfen, ob du die Inhalte in eigenen Worten wiedergeben kannst, bietet es sich an, die Schwerpunkte und Zusammenhänge des Themas in einem kurzen Vortrag zu erläutern. Wenn du dir ein kleines Schema zeichnest, in dem du mit Pfeilen und farbigen Markierungen Zusammenhänge zwischen einzelnen Teilaspekten visuell markierst, hilft dir das beim Sprechen den roten Faden zu beizubehalten. Auch wenn die tatsächliche Prüfungsfrage nicht 100% zu dem passt, was du vorbereitet hast, hilft es dir trotzdem weiter, die Inhalte durchzusprechen. Häufig fallen dabei auch Wissenslücken auf: Wenn du Schwierigkeiten hast, etwas gut zu erklären, liegt das vielleicht daran, dass du es selbst noch nicht ausreichend verstanden hast.
Ankerpunkte und Aufhänger
Überlege beim Vorbereiten des Gesprächs, was dich persönlich am Thema besonders interessiert oder welche Aspekte du überraschend findest und nutze diese Punkte als Aufhänger in deinem Redebeitrag. Ehrliches Interesse kommt in der Regel besser an als ein trockener, sachlicher Vortrag. Überlege dir außerdem, welche Aspekte sich eignen, um Überleitungen zwischen den einzelnen Unterthemen zu schaffen und präge dir diese Ankerpunkte ein. Darüber hinaus schadet es nicht, sich ein paar besonders schöne Formulierungen zu überlegen, auf die du während der Prüfung zurückgreifen kannst. Einen auswendig gelernten Vortrag solltest du aber keinesfalls zum Besten geben.
Tipps für das Prüfungsgespräch
Auch wenn es selbstverständlich klingen mag: Erscheine unbedingt pünktlich zu deiner Prüfung. Ein paar Minuten Wartezeit vor dem Büro geben dir die Gelegenheit, dich zu sammeln und vor dem Eintreten tief durchzuatmen. Eine ruhige Grundhaltung hilft dir, ein angemessenes Sprechtempo zu halten und den roten Faden in deinen Ausführungen nicht zu verlieren - eine überzeugende Körpersprache kann ebenfalls einen positiven Eindruck hinterlassen. Nimm dir Zeit, deine Gedanken zu ordnen und auch mal ein bisschen länger zu überlegen. Trau dich ruhig, eigene Nachfragen zu stellen oder die Thesen, die der Prüfende in den Raum stellt, kritisch zu hinterfragen.
Das wirkt sich nicht nachteilig aus, sondern zeugt davon, dass du dich ernsthaft mit der Thematik auseinandergesetzt hast. Wenn der Prüfende eine besonders knifflige Nachfrage stellt und du nicht sofort eine Antwort weißt, ist es auch völlig legitim, das zuzugeben.
Fazit: Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg
Mündliche Prüfungen sind für viele Studierende besonders stressig und mit Ängsten verbunden. Mit einer gründlichen Vorbereitung kannst du die Situation trotzdem erfolgreich meistern. Wichtig ist zunächst, dass der Stoff sitzt. Konzentriere dich hierbei auf die Inhalte, die du noch nicht so gut verstanden hast und lege dein Augenmerk besonders auf die Zusammenhänge und Verknüpfungspunkte zwischen den Teilthemen und weniger auf enge Definitionen.
Egal, ob du allein oder gemeinsam mit Kommiliton*innen lernst: Du solltest die Inhalte vorher unbedingt (mehrmals) durchsprechen, damit du sicher sein kannst, dass du wesentliche Zusammenhänge problemlos in eigenen Worten, aber dennoch wissenschaftlich korrekt und präzise darstellen kannst. Die Vorbereitung macht es dir leichter, in der Prüfung die Ruhe zu bewahren und dein Wissen strukturiert darzustellen. Und damit wird die Prüfung sicher zum Erfolg.