In der Vorlesung mitschreiben - so klappt's
von Christin, 03. Juni 2021
Christin, 03. Juni 2021
Das Semester neigt sich dem Ende zu, die Klausuren stehen vor der Tür und es ist höchste Zeit, die gesammelten Mitschriften des Semesters zu sichten. Wenn dir diese Situation vertraut vorkommt, dann kennst du sicherlich auch das leise Entsetzen, das sich beim Blick in die eigenen Notizen einstellt: unverständliche Halbsätze, unleserliches Gekrakel, kontextlose Schlagworte und keine Ahnung, was du da eigentlich sagen wolltest.
Doch das muss nicht sein: Mit der richtigen Strategie und ein wenig Übung kannst du das Problem konfuser Mitschriften hinter dir lassen. Und das beste: Durch das Anfertigen gut durchdachter Mitschriften kannst du die behandelten Inhalte bereits während des Semesters besser verinnerlichen und miteinander verknüpfen. Dadurch hast du vor der Klausur weniger Lernstress. Die besten Tipps für das Verfassen guter Mitschriften haben wir dir hier zusammengestellt.
Laptop oder Papier und Stift?
Zunächst geht es um eine Entscheidungsfrage: Möchtest du mit dem Laptop oder mit Papier und Stift mitschreiben? Die Antwort ist einerseits abhängig von persönlichen Präferenzen, andererseits sollten hier auch äußere Faktoren, etwa die Möglichkeit, ein Ladekabel im Hörsaal anzuschließen, einbezogen werden. Einige Studierende fertigen lieber handschriftliche Notizen an, da sie die Inhalte so besser behalten und gleichzeitig die möglichen Ablenkungen am Laptop ausgeschaltet werden. Wieder andere tippen besonders fix oder nutzen spezielle Notizprogramme, die es erleichtern, die Mitschriften zu organisieren.
Die Mitschrift am Laptop hat darüber hinaus den Vorteil, dass Fehler im Nachhinein besser korrigiert und Ergänzungen problemlos an die richtige Stelle eingefügt werden können. Da es aber auch verlockend ist, mal eben schnell den Browser zu öffnen, bei Instagram & Co. reinzuschauen oder die Mails zu checken, solltest du den Laptop nur nutzen, wenn du dabei konzentriert bleiben kannst.
Wie strukturiere ich meine Notizen?
Neben der Frage nach dem Schreibgerät gilt es auch noch zu entscheiden, wie du deine Mitschrift strukturieren möchtest. Die klassische Variante ist eine Stichpunktliste, in der du chronologisch die wichtigsten besprochenen Aspekte festhältst. Das ist allerdings nicht die einzige Möglichkeit: Du kannst die Inhalte auch als Mindmap oder Vision Board organisieren oder einen Fließtext schreiben, um einzelne Gedankengänge direkt miteinander zu verknüpfen. Bei handschriftlichen Notizen bietet es sich außerdem an, einen extra breiten Rand freizulassen, um ausreichend Platz für spätere Ergänzungen zu haben.
Wenn dein/e Dozent*in die PowerPoint-Folien vor der Vorlesung zur Verfügung stellt, kannst du deine Notizen auch direkt neben den entsprechenden Folien eintragen. Das hat bspw. bei technischen oder naturwissenschaftlichen Studiengängen den Vorteil, dass du mit deinen Notizen direkt auf Bilder, Diagramme oder Formeln auf den einzelnen Folien Bezug nehmen kannst.
Qualität und Quantität: Was schreibe ich mit?
Die größte Schwierigkeit ist sicherlich zu entscheiden, was du notieren solltest und was weggelassen werden kann. Weder ist es sinnvoll, jedes Wort mitzuschreiben, noch wird dir eine bloße Stichwortliste ohne erkennbare Zusammenhänge bei der Klausurvorbereitung helfen. Der Trick ist daher, einen guten Mittelweg zu finden. Es bietet sich an, wenigstens Halbsätze zu notieren und mit Pfeilen und Symbolen zu arbeiten, damit du die Zusammenhänge auch am Ende des Semesters noch nachvollziehen kannst.
Halte am besten nur die Kernpunkte des jeweiligen Themas fest, indem du dem Dozierenden zunächst einmal aufmerksam zuhörst, wenn ein neuer Gedankengang beginnt, und erst dann anfängst zu schreiben, wenn du erfasst hast, worauf er oder sie hinauswill. Viele Dozent*innen unternehmen kleine Exkurse oder unterfüttern ihre Vorlesung mit zahlreichen Beispielen, die du nicht unbedingt mitschreiben musst. Versuche also von vorn herein Relevantes von weniger Relevantem zu trennen. Das ist am Anfang vielleicht noch ein wenig schwieriger, wird mit etwas Übung und mit dem Fortschreiten des Semesters aber zusehends einfacher, da du den Vorlesungsstil deiner Dozent*innen dann auch besser kennst.
Nachbereitung: Wie bereite ich meine Mitschriften auf?
Die zeitnahe Nachbereitung deiner Mitschriften ist fast so wichtig, wie das Mitschreiben selbst. Sicherlich bist du nach der Vorlesung erst einmal froh, dass du es hinter dir hast, und die nächsten Seminare und Termine stehen auch schon an. Versuche trotzdem deine Mitschrift sobald wie möglich, am besten noch am selben Tag, aufzubereiten.
In der Nachbereitungsphase solltest du mehrere Dinge erledigen, um die Mitschrift für das spätere Lernen zu optimieren:
- Rechtschreib- und/oder Tippfehler verbessern
- Unvollständige und schwer verständliche Stichpunkte umformulieren
- Wichtige Punkte ergänzen, die du noch im Kopf hast
- Zusammenhänge zwischen den Gedankengängen herstellen
- Offene Fragen notieren
- eine kurze Zusammenfassung/ein Abstract verfassen
Wenn deine Mitschrift digital ist, kannst du in der Nachbearbeitungsphase die einzelnen Textteile einfach gegeneinander verschieben, Ergänzungen einfügen und Fehler ausbessern. Bei handschriftlichen Notizen bietet es sich an, für die Nachbereitung verschiedenfarbige Stifte zu nutzen: Eine Farbe für offene Fragen, eine andere für Fehlerkorrekturen, eine weitere für Ergänzungen. So verlierst du die Übersicht nicht.
Die Anfertigung einer kurzen Zusammenfassung sorgt dafür, dass du dich noch einmal mit den wichtigsten Punkten der Thematik beschäftigst und diese in deinen eigenen Worten wiedergibst. Beim Lernen helfen die kurzen Abstracts außerdem dabei, einzelne Punkte in deinen Mitschriften schneller aufzufinden.
Zum Schluss noch ein Punkt, der nicht zu unterschätzen ist: Halte Ordnung! Lege deine nachbearbeiteten Mitschriften so ab, dass du sie später wiederfindest und einwandfrei zuordnen kannst, zum Beispiel in Ordnern, die nach Veranstaltung und Semester benannt sind. Datum und Thema sollten unbedingt im Kopf der Mitschrift stehen.
Digitalsemester: Tipps für die Videokonferenz
Die oben geschilderten Tipps funktionieren sowohl bei Mitschriften von Präsenz- als auch Online-Veranstaltungen. Da vor allem durch die Corona-Pandemie aber digitales Lernen inzwischen einen großen Teil des Studiums ausmacht, hier noch einige gesonderte Tipps für das Mitschreiben in Online-Vorlesungen.
Gerade zu Hause besteht natürlich die Gefahr, noch leichter abgelenkt zu werden. Häufig hört man, dass Studierende während der Zoom-Vorlesung kochen oder im Internet surfen. Dass man dabei nicht viel mitbekommt, liegt auf der Hand. Setze dich deshalb besser an deinen Arbeitsplatz und höre genauso aufmerksam zu, als wärst du im Hörsaal. Einigen Studierenden fällt es leichter, in den "Arbeitsmodus" zu schalten, wenn sie die gleiche Morgenroutine durchlaufen, als würden sie das Haus verlassen und tatsächlich in die Uni fahren.
Nichtsdestotrotz lässt in Online-Lehrveranstaltungen die Konzentration schneller nach. Hier kann es schon helfen, kurz vom Schreibtisch aufzustehen und ein paar Schritte zu machen. Viele Dozent*innen haben für diese Konzentrationsprobleme Verständnis und sind gerne bereit, regelmäßig kurze Pausen einzulegen, wenn sie darum gebeten werden.
Fazit: So gelingt die perfekte Mitschrift
Gleichzeitig zuhören, mitdenken, aufschreiben - mit einiger Vorbereitung und einer guten Organisation ist das kein Problem. Mach dir vorher klar, wie du deine Mitschriften anfertigen willst und stelle sicher, dass du alle nötigen Hilfsmittel zur Verfügung hast: Ob Laptop und Ladekabel oder Papier und Stifte. Konzentriere dich während der Vorlesung darauf, relevante von nicht-relevanten Punkten zu trennen und deine Notizen ausführlich genug zu halten, dass du sie auch am Ende des Semesters verstehen kannst, dabei jedoch kurz genug, dass du hinterherkommst.
Wenn du das Gefühl hast, die herkömmliche Stichpunktliste liegt dir nicht, probiere unterschiedliche Arten der Strukturierung aus. Das kann auch in der Nachbereitungsphase geschehen: Hier solltest du deine Notizen korrigieren und ergänzen und kannst sie ggf. umstrukturieren, damit du noch besser damit lernen kannst. So läuft dein Zeitmanagement im Studium von allein und die nächsten Klausuren werden sicher zum Erfolg!