Zwangsexmatrikulation - Welche Möglichkeiten habe ich?

von Annkathrin, 09. Januar 2020

Die Zwangsexmatrikulation ist für viele Studenten das große Schreckgespenst, das in den Albträumen auftaucht und die gesamte Karriere den Bach runter gehen lässt. Warum man zwangsexmatrikuliert werden kann, was du dagegen tun kannst und wie es weiter geht, wenn es passiert ist, erfährst du in diesem Beitrag!

Am Ende eines jeden Studiums steht die Exmatrikulation. Irgendwann hat man nach Jahren des Lernens den Abschluss endlich in der Tasche und lässt die Uni hinter sich, um in die Arbeitswelt einzutreten. Doch was tun, wenn man gezwungen wird, das Studium hinter sich zu lassen, ohne einen Abschluss gemacht zu haben? Welchen Einfluss hat die Zwangsexmatrikulation auf das folgende Leben?

Aus welchen Gründen wird man zwangsexmatrikuliert?

Es gibt einige Gründe, die dazu führen, dass dein Studium frühzeitig vorbei ist. Ein möglicher Grund ist Fehlverhalten, also Androhung von Gewalt gegenüber Mitstudierenden oder die Behinderung von Veranstaltungen an der Universität. Auch finanzielle Gründe können dazu führen, dass du exmatrikuliert wirst, also ausstehende Semesterbeiträge oder ausstehende Krankenversicherungs-Beiträge. Stellt sich das Zeugnis, auf dessen Basis du studierst, als gefälscht heraus, beendet das ebenfalls dein Studium. Der wohl bekannteste und häufigste Grund für eine unfreiwillige Exmatrikulation ist fehlende Leistung, wenn du also entweder zu lange an keiner Prüfung teilgenommen hast oder eine Prüfung wiederholt nicht bestanden hast.

Was kann ich dagegen tun?

Wenn du absehen kannst, dass dir die Zwangsexmatrikulation bevorsteht, denke darüber nach, dich selbst zu exmatrikulieren. So hältst du dir offen, dich an einer anderen Hochschule erneut für deinen Studiengang bewerben zu können. Wurdest du bereits exmatrikuliert, kannst du versuchen (im Falle einer leistungsbedingten Exmatrikulation) bei der Klausureinsicht irgendwo noch Punkte zu finden. Hast du nur knapp nicht bestanden, ist es durchaus möglich, dich so zu retten. Überlege auch, ob du einen Härtefallantrag stellen kannst. Mit einer guten Begründung, zum Beispiel einem Todesfall in der Familie kurz vor der Prüfung, bekommst du vielleicht eine zweite Chance, die Prüfung zu bestehen.

Konntest du den Semesterbeitrag nicht zahlen, versuche dies nachzuholen. Leihe dir das Geld vielleicht bei Familie oder Freunden und beachte, dass bei verspäteter Zahlung eine Bearbeitungsgebühr anfallen kann. Informiere dich aber vorher, ob deine Uni eine nachträgliche Zahlung akzeptiert, das ist nicht immer der Fall!

Sind alle anderen Versuche gescheitert, kannst du auch einen Anwalt einschalten und gerichtlich gegen die Exmatrikulation vorgehen. Lass dich auf jeden Fall beraten, immerhin geht es um deine Zukunft und vielleicht sieht der Anwalt eine Möglichkeit, wie du weiter studieren kannst.

Was tun, wenn die Zwangsexmatrikulation endgültig feststeht?

Wenn du Bafög bekommst oder in einer Studentenwohnung lebst, hast du keine Zeit, lange mit deiner Situation zu hadern, sondern musst schnell handeln, da dir beides nur zusteht, solange du studierst.

Bei der Wohnungssuche zählt in vielen Städten jede Stunde, also solltest du damit sofort anfangen und dir entweder einen Job suchen oder zur Arbeitsagentur gehen, um sogenannte Leistungen zur "Unterstützung der Sicherung des Grundbedarfs" zu beziehen. Diese stehen exmatrikulierten Studenten zu, bis sie eine neue Lösung gefunden haben.

Finde neue Wege für deine Zukunft

Außerdem solltest du darüber nachdenken, zur Studienberatung zu gehen, um zu überlegen, wie es weitergehen kann. Möchtest du vielleicht in einer anderen Fachrichtung neu anfangen, zu studieren?

Oder war das Studium nichts für dich und du willst dich jetzt völlig neu orientieren? Gemeinsam kann überlegt werden, was zu deinen Interessen und Fähigkeiten passen würde. Zudem kennt sich das Personal der Studienberatung mit Exmatrikulation aus und kann dir bei den weiteren Schritten helfen.

Willst du dich gar nicht von deinem Studienfach trennen, kannst du ins Ausland gehen und es dort studieren, denn ausländischen Universitäten ist es in der Regel egal, ob du in Deutschland exmatrikuliert wurdest. Gleiche auch Studienordnungen verschiedener Universitäten ab, denn manchmal lassen andere Unis mehr Prüfungsversuche zu. Außerdem ist es teilweise Interpretationssache, welche Studiengänge wirklich gleich sind, wodurch du vielleicht die Möglichkeit bekommst, etwas sehr Ähnliches zu studieren.

Schadet das meiner weiteren Karriere?

Ob die Zwangsexmatrikulation deiner Karriere und deinem weiteren Lebensweg schaden wird, liegt ganz bei dir. Es gibt viele prominente Beispiele von Menschen, die das Studium abgebrochen haben und trotzdem erfolgreich waren. Zentral ist, wie du den Studienabbruch verkaufst. Fokussiere dich im Rahmen einer Bewerbung nicht auf den Abbruch, sondern auf das Studium.

Auch ohne Abschluss hast du viel gelernt und Wissen angesammelt, das dir die Exmatrikulation nicht nehmen kann. Wenn du möchtest, kannst du deiner Bewerbung auch ein Motivationsschreiben beifügen, in dem du die Gründe für den Studienabbruch erklärst und dem potenziellen Arbeitgeber zeigst, warum er dich trotzdem, auch ohne Abschluss, einstellen sollte. Stelle den Abbruch mehr als eigene Entscheidung dar, die du positiv erklären kannst, zum Beispiel indem du von einem Interessenwandel oder ähnlichem sprichst. Versuche dabei vor allem das Wort "Zwangsexmatrikulation" zu vermeiden. Lüge aber auf keinen Fall deinen potenzielle Arbeitgeber an!

Eine Zwangsexmatrikulation ist also bei Weitem nicht der Weltuntergang und auf gar keinen Fall das Ende deiner Karriere. Bist du gerade in einer solchen Situation oder siehst sie auf dich zu kommen, solltest du nicht den Kopf hängen lassen und das Beste daraus machen. Wer weiß, vielleicht entscheidest du dich jetzt für ein neues Studium in einer anderen Fachrichtung und entdeckst, dass dir das viel mehr Spaß macht als das alte Studium? Oder du findest eine tolle Ausbildungsstelle, wo du anwenden kannst, was du die ganze Zeit nur theoretisch gepaukt hast. So oder so wird es jetzt Zeit für einen Tapetenwechsel, also nutze deine Chance und mache das Beste daraus!