Private Altersvorsorge - kein Thema ist aktuell heißer!
von Petra, 16. März 2022
Das Thema "private Altersvorsorge" wird derzeit sehr ausgiebig diskutiert - sowohl in der Politik als auch in der Gesellschaft. Wieso du dich bereits als Student*in mit dem Thema auseinandersetzen solltest, erfährst du in unserem Beitrag.
Zugegeben - die finanzielle Situation als Student*in ist häufig mehr als angespannt. Die Förderung im Rahmen des BAföG oder Studienkredites reicht oft nicht aus, um wirklich alle Lebenshaltungskosten abzudecken. Um alle Fixkosten zu decken und noch etwas Geld für andere Dinge übrig zu haben, gehen viele Student*innen einem Mini- oder Teilzeitjob nach. Ganz schön viel, was Student*innen da unter einen Hut bringen müssen. Und dieses knapp bemessene Geld dann auch noch in private Altersvorsorge stecken? Klingt für manche vielleicht utopisch, allerdings gibt es viele gute Gründe, wieso du bereits jetzt über deine Absicherung im Alter nachdenken solltest. Und das Beste daran? Du kannst schon mit kleinen Beträgen zwischen 10 und 20 Euro anfangen, für deine Absicherung im Alter zu sorgen.
Die drei Säulen der Altersvorsorge
Säule 1: Gesetzliche Rente
Die gesetztliche Rentenversicherung bildet das Fundament deiner Altersvorsorge. Wenn du neben deinem Studium geringfügig jobbst oder einem Midijob nachgehst, zahlst du vermutlich schon regelmäßig Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Startest du gerade in deinen ersten Job nach dem Studium - tolle Jobs für Berufseinsteiger findest du in unserem Talentagent - , hast du natürlich ebenfalls schon damit begonnen, einzuzahlen und somit vorzusorgen. Während deines Berufslebens zahlen du und deine Mitmenschen also automatisch Beiträge ein, welche schließlich im Alter, beim Tod eines Angehörigen oder bei Erwerbsminderung ausgezahlt werden.
Das Problem mit der gesetzlichen Rente? Das Renten-Niveau sinkt immer weiter. Das Renten-Niveau ist die Standardrente im Verhältnis zum durchschnittlichen Verdienst aller Versicherten. Die Bundesregierung geht in ihrem Rentenversicherungsbericht von 2015 davon aus, dass dieses Niveau bis 2030 auf 43% sinken wird. Bedeutet konkret: Arbeitnehmer*innen, die in Rente gehen, bekommen gerade einmal 43% ihres derzeitigen Bruttogehalts pro Monat ausbezahlt.
Säule 2: Betriebliche Altersvorsorge
Die zweite wichtige Säule der Altersvorsorge in Deutschland bildet die betriebliche Altersvorsorgung. Arbeitnehmer*innen haben einen Rechtsanspruch auf diese Form der Altersvorsorge. Ein bestimmter Anteil deines Gehalts wird dabei steuer- und sozialabgabenfrei in eine Direktversicherung, Rentenkasse, Rentenfonds, eine Unterstützungskasse oder eine Direktzusage eingezahlt. Pro Jahr können maximal 2.976 Euro steuer- und sozialabgabenfrei in eine Betriebsrente fließen. Weitere 1.800 Euro dürfen steuer-, jedoch nicht abgabenfrei in eine betriebliche Altersvorsorge umgewandelt werden. Allerdings nur, solange keine zusätzliche vom Staat geförderte Direktversicherung abgeschlossen wurde. Direktversicherungen und Rentenkassen sind heute die häufigsten Formen der betrieblichen Altersvorsorge. Obwohl die betriebliche Altersvorsorge die zweite wichtige Säule darstellt, wird sie laut einer DIW-Studie nur von jedem*r fünften Arbeitnehmer*in genutzt.
Säule 3: Private Altersvorsorge
Die dritte Säule ist die private Altersvorsorge. Du kannst hier auf verschiedenste Formen zurückgreifen. Besonders beliebt sind Fonds- oder ETF-Sparpläne sowie Renten- und Lebensversicherungen. Obwohl private Altersvorsorge vermutlich die wichtigste Säule darstellt und derzeit heiß diskutiert wird, ist sie dennoch bisher äußerst gering verbreitet.
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Altersvorsorge selbst in die Hand nehmen
Hand aufs Herz - hast du dich schon mal ernsthaft mit privater Altersvorsorge auseinandergesetzt? Gerade junge Student*innen klammern dieses Thema gerne mal aus. Lieber wird das Geld, das sich junge Menschen in Mini- oder Midijobs erarbeiten, in Reisen, schöne Kleidung, Restaurantbesuche und Co. gesteckt. Sich auch mal was zu gönnen, ist natürlich absolut in Ordnung - gerade wenn aufgrund von Uni-Lehrveranstaltungen und beruflicher Tätigkeit eine Doppelbelastung besteht. Dennoch macht es Sinn, sich bereits in seinen 20ern mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wir zeigen dir wie.
1. Die gesetzliche Rente allein reicht nicht für ein gutes Leben aus
Bestimmt hast du schon öfter vom Begriff Altersarmut gehört. Vielleicht hast du dich auch schon eingehend damit auseinandergesetzt und darüber nachgedacht, ob Altersarmut auch dich irgendwann betreffen könnte. Wenn dich das Thema private Altersvorsorge schon länger beschäftigt oder auch, wenn du den Artikel bis hierher gelesen hast, ist der erste wichtige Schritt bereits getan - du hast erkannt, dass die gesetzliche Rente alleine nicht ausreicht und du weitere Absicherungen für deinen Lebensabend benötigst. Werde aktiv und lasse dich am besten beraten.
2. Bringe Deine Finanzen auf Vordermann
Eine gute Altersvorsorge ist wichtig, doch du kannst kein Geld sparen, das dir an anderer Stelle (noch) fehlt. Solltest du BAföG-Schulden haben oder Schulden aus einem Studienkredit zurückzahlen müssen, hat die Tilgung dieser Schulden natürlich Vorrang. Erst dann empfiehlt es sich, eine private Altersvorsorge abzuschließen.
3. Gegen existentielle Risiken absichern
Bevor du eine private Altersvorsorge abschließt, solltet du dir auch Gedanken über eine gute Haftpflicht-, Unfall- und Krankenversicherung machen. Diese sichern dich im Krankheitsfall oder nach einem Unfall ab. Gerade bei einem Unfall sind die Reserven schnell aufgebracht. Krankheiten oder Unfälle setzen uns häufig für längere Zeit außer Gefecht, weshalb du für den Fall der Fälle gut abgesichert sein solltest.
4. Überlege Dir, wie viel Geld Du investieren möchtest
Wie viel Geld willst du bzw. kannst du monatlich investieren? Der Betrag sollte realistisch sein und gerade wenn du häufig knapp bei Kasse bist, sollte Dir der Betrag nicht "weh" tun, wenn er vom Konto abgebucht wird. Solltest du schon etwas besser verdienen oder bist du Berufseinsteiger*in, kannst du dir auch überlegen, wie viel Geld du im Alter haben möchtest. Um herauszufinden, wie viel du sparen musst, um einen bestimmten Lebensstandard aufrechtzuerhalten, musst du sicherlich etwas nachrechnen.
5. Wähle eine Vorsorgeform aus, die zu dir passt
Für welche Vorsorgeform du dich letztendlich entscheidest, hängt natürlich ganz von dir ab. Zu Beginn empfiehlt es sich jedoch, über staatlich geförderte Vorsorgeformen nachzudenken.
Das Wichtigste in Kürze
- BAföG-Schulden oder Studienkredit zurückzahlen geht vor Altersvorsorge.
- Schließe eine gute Haftpflicht-, Kranken- und Unfallversicherung ab.
- Nur wenn du mit deinem Einkommen auch auskommst, ist eine auskömmliche Altersvorsorge möglich.
- Beschäftige dich immer wieder mit dem Thema und denke gegebenenfalls über Anpassungen nach.
- Unterschreibe Verträge nie sofort und lass dich nicht drängen! Private Altersvorsorge ist zwar wichtig, allerdings ist auch die Finanzierung deines Lebens im Hier und Jetzt wichtig.
Katharina Lawrence, Expertin für Finanzdienstleistungen sagt zum Thema Altersvorsorge bei Student*innen Folgendes:
"Studierende müssen im Hier und Jetzt über die Runden kommen, sich ihr Geld für die Zeit des Studiums einteilen und sehen, dass sie möglichst ohne Schulden in den Beruf einsteigen. Falls Bafög-Schulden entstehen oder ein Studienkredit aufgenommen werden muss, gilt die Regel: Schuldentilgung geht vor Altersvorsorge. Wichtig in diesem Lebensabschnitt ist, für das Nötigste an Risikoschutz zu sorgen. Das heißt, jeder Studierende sollte privat haftpflichtversichert sein."
Private Altersvorsorge: Diese Möglichkeiten gibt es
Jetzt stellt sich dir vermutlich die brennende Frage, welche Möglichkeiten du hast, um als Student*in privat fürs Alter vorzusorgen. Diese Möglichkeiten kannst du dir einmal genauer ansehen:
Riester-Rente
Wenn du einem sozialversicherungspflichtigen Job jenseits der 400-Euro-Grenze nachgehst, könntest du über die Riester-Rente nachdenken. Die Riester-Rente ist eine der Formen, bei der du mit staatlicher Förderung privat fürs Alter vorsorgen kannst. Die Verträge werden durch staatliche Förderungen und steuerliche Vorteile gefördert. Als jährliche Grundzulage erhältst du 175 Euro. Steigst du noch vor dem 25. Lebensjahr in deinen ersten sozialversicherungspflichtigen Job ein, bekommst du außerdem einen einmaligen Bonus von 200 Euro.
Rürup-Rente
Eine weitere Möglichkeit ist die sogenannte Rürup-Rente. Damit generierst du wie bei der Riester-Rente eine lebenslange monatliche Rente durch Privateinlagen. Tipp: Seit 2020 kannst du 90% der Rürup-Beiträge steuerlich geltend machen. Die Rürup-Rente kann übrigens sehr gut mit einem Fondssparplan kombiniert werden.
Privater Fondssparplan
Die dritte Möglichkeit, die du in Betracht ziehen kannst, ist ein privater Fondssparplan. Dabei investierst du monatlich festgelegte Beiträge in ausgewählte Fonds und generierst so eine attraktive Rendite. Du kannst deine monatlichen Beiträge flexibel anpassen - gerade als Student*in kann das sehr nützlich sein. So kannst du weniger einzahlen, wenn du knapp bei Kasse bist und mehr, wenn du z.B. mehr Geld nach dem Sommerjob übrig hast.
Betriebliche Altersvorsorge
Du verdienst neben dem Studium mehr als 400 Euro im Monat und bist festangestellt, etwa als Werkstudent? Dann solltest du dich über die Möglichkeit der betrieblichen Altersvorsorge informieren und das Gespräch mit deinem Arbeitgeber suchen. Ein Teil deines Bruttogehaltes wird bei der betrieblichen AV steuerfrei und gewinnbringend angelegt. Dein Arbeitgeber ergänzt diese Einlage meist um einen Arbeitgeberanteil.
Private Rentenversicherung
Bei dieser Form der Altersvorsorge zahlst du monatliche Beträge ein, die du zum festgelegten Renteneintrittsalter schließlich ausbezahlt bekommst. Entweder als lebenslange Rente, als Einmalzahlung oder als Kombination aus Beidem.
Fazit - Private Altersversorgung im Studium
Du musst nicht unbedingt viel Geld auf der hohen Kante haben, um einen Weg in die private Altersvorsorge zu finden. 10 bis 20 Euro pro Monat reichen vollkommen aus, um einen ersten Schritt in Richtung Absicherung im Alter zu gehen. Wichtig ist nur, dass du deine Beiträge jederzeit individuell anpassen kannst. Setze auf Produkte und Sparkonzepte, die du jederzeit an deine aktuelle Lebenssituation anpassen kannst, indem z.B. dein Beitrag mit dem Berufseinstieg erhöht wird.
Die Vielfalt an Möglichkeiten ist auf jeden Fall groß - von staatlich geförderter Altersvorsorge über Fondssparpläne bis hin zur privaten Rentenversicherung. Für jede Lebenslage und jeden Lebensentwurf findet sich das richtige Modell. Um die richtige Entscheidung zu treffen, lass dich am besten neutral beraten. Während für die einen die Riester-Rente ideal ist, sind für die anderen eher Fondssparpläne geeignet - das kommt immer ganz auf die individuelle Lebenssituation an.