Studienabbruch - Wann ist er sinnvoll und welche Chancen bietet er dir?

Hochschulinitiative Deutschland

von Annkathrin, aktualisiert am 17. Dezember 2024

Hochschulinitiative Deutschland

Annkathrin, 21. April 2020


Dein Studium macht nicht mehr so viel Spaß wie am Anfang und du kannst dich einfach nicht motivieren, die Vorlesungen zu besuchen? Oder merkst, dass du doch lieber praxisorientiert lernen möchtest? Wann ein Studienabbruch sinnvoll ist und wie es danach weiter gehen kann, kannst du hier lesen!

Für viele wirkt der Studienabbruch nach wie vor wie ein Weltuntergang. Hat man nicht all die Jahre im Gymnasium oder der Gesamtschule darauf hin gearbeitet? Und was sollen die Eltern sagen, wenn man ihnen erklärt, dass man nicht weiter studieren will? Dabei gibt es viele Situationen, in denen ein Abbruch des Studiums richtig und sinnvoll ist. Gründe für einen Abbruch, das Vorgehen sowie Aussichten danach sollen in diesem Artikel dargestellt werden.

Der Abbruch des Studiums ist kein seltenes Phänomen

Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung aus dem Jahr 2022 beendet etwa jeder Dritte sein Studium ohne Abschluss. Besonders hoch sind die Quoten in Mathematik, Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften. An Fachhochschulen brechen verhältnismäßig weniger das Studium ab. (Quelle: Die Entwicklung der Studienabbruchquoten an den deutschen Hochschulen)

Als Motive nennen die Studienabbrecher vor allem Leistungsprobleme, dicht gefolgt von finanziellen Problemen und mangelnder Motivation. Auch die berufliche Neuorientierung spielte eine Rolle. (Quelle: Statista)

Wann ist ein Studienabbruch sinnvoll?

Wenn du dich mit deinem Studium überfordert fühlst, kann ein Abbruch in Erwägung gezogen werden. Triff jedoch keine voreiligen Schlüsse, sondern versuche erst, Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen. Nimm an Tutorien oder Coachings teil, lass dir den Stoff von anderen Studierenden erklären. Vielleicht liegt es auch nur an einem einzigen Fach, das sehr schwer ist? Dann musst du überlegen, ob du nur aufgrund von einem Fach dein Studium abbrechen willst oder ob du dich da durchbeißt.

Ebenso können äußere Umstände dazu führen, dass es dir nicht möglich ist, weiter zu studieren. Wenn du zum Beispiel deine Studiengebühren nicht mehr zahlen kannst, kannst du dein Studium nicht fortführen. Versuche in diesem Fall, einen Job zu finden, bitte Familienmitglieder um Geldleihen oder beantrage BAföG. Wirst du Vater oder Mutter und musst dich um das Neugeborene kümmern, kann es ebenfalls sein, dass du dein Studium zumindest pausieren musst, bis das Kind groß genug für die Kita ist. Auch psychische Probleme können es unmöglich machen zu studieren. Wende dich in solchen Fällen an die psychologische Beratung deiner Uni.

Vielleicht merkst du auch nach einiger Zeit, dass dich das Thema deines Studienganges doch nicht so sehr interessiert oder das Studium anders ist, als du es dir vorgestellt hast. Vor einem Studiengangwechsel solltest du dich fragen, wie viel Zeit du schon in das erste Studium investiert hast und was du dir anrechnen lassen kannst. Besuche nach Möglichkeit Kurse des Studiums, zu dem zu wechseln willst. So kannst du feststellen, ob das wirklich das Richtige für dich ist.

Auch fehlende Motivation nennen Studienabbrecher häufig als Grund. In diesem Fall solltest du herausfinden, woher das Motivationstief kommt. Kläre zuerst, ob es wirklich mit dem Studium zusammenhängt oder ob du allgemein motivationslos bist. Das könnte psychische Gründe haben, die du anderweitig bekämpfen solltest und wegen denen du nicht unbedingt das Studium abbrechen musst. Hängt das Motivationstief allerdings mit dem Studium zusammen, kann das verschiedene Gründe haben. Hast du das Gefühl, in eine unklare Zukunft zu schauen? Weißt du nicht, auf welches Ziel du hinarbeitest? Bevor du dich deshalb zum Abbruch entscheidest, solltest du mit Berufsberatern oder Absolventen, die bereits im Berufsleben sind, über Karriere und Berufsleben sprechen.

Oder hast du das Gefühl, deine Interessen hätten sich verändert? Frage dich dann, ob du langfristig unzufrieden bist oder nur kurzfristig gefrustet. Außerdem ist bei einem Motivationstief der Zeitpunkt entscheidend. Merkst du schon im ersten Semester, dass dir das Studium keinen Spaß macht, brich es ab und mach was anderes. Stehst du allerdings kurz vor deiner Thesis und dadurch vor dem Abschluss, kann es sich lohnen, doch noch bis zum Ende durchzuhalten und den Abschluss mitzunehmen.

Stehst du kurz vor der Zwangsexmatrikulation, solltest du auf jeden Fall aus eigenen Stücken abbrechen. Das sieht im Lebenslauf dann doch besser aus und du kannst dich gegebenenfalls später an einen anderen Uni erneut für deinen Studiengang einschreiben.

Das Vorgehen bei einem Studienabbruch

Dein erster Weg sollte dich zur Studienberatung führen. Hier kannst du mit den Beratern über deine Situation reden, ihr könnt Alternativen suchen und überlegen, ob der Abbruch wirklich sinnvoll oder sogar notwendig ist. Hast du dich dazu entschieden, dein Studium abzubrechen, holst du dir die Formulare aus dem Dezernat für Studienangelegenheiten und füllst sie aus. Falls du bisher BAföG bekommen hast, musst du dem BAföG-Amt deine Exmatrikulation melden. Über das genaue Vorgehen kannst du aber auch mit dem Studienberater reden.

Aussichten für Studienabbrecher

Solange du in keiner Prüfung die Maximalzahl von Fehlversuchen überschritten und diese damit endgültig nicht bestanden hast, kannst du dein Studium jederzeit an einer anderen Uni wieder aufnehmen. Hast du dich für einen Wechsel entschieden, kannst du an deiner ursprünglichen oder einer anderen Uni dein neues Studium aufnehmen. Aber Achtung: Im Falle eines Wechsels an derselben Uni ist das Vorgehen anders als oben beschrieben, da du dich tatsächlich nicht exmatrikulieren musst. Sprich am Besten mit dem Studienberater über das Vorgehen.

Bei einer Bewerbung muss das abgebrochene Studium nicht unbedingt ein Nachteil für dich sein. Je nachdem, auf welchen Job du dich bewirbst, kann es sein, dass dein potenzieller Arbeitgeber dieses sogar als Zusatzqualifikation betrachtet. So sind zum Beispiel Journalisten mit Zusatzkenntnissen sehr begehrt. Diese Zusatzkenntnisse können in Bereichen wie Politik oder Geschichte sein und sind deshalb für den Arbeitgeber wertvoll, weil derjenige Journalist dadurch über ein großes Wissen auf Universitätsniveau verfügt.

Gerade aufgrund des Fachkräftebedarfs bietet eine Ausbildung Studienabbrechern attraktive Karrierechancen. Zudem ist es oft kein Problem, nach dem Abbruch des Studiums einen Ausbildungsplatz zu finden. Viele Programme helfen beim Übergang vom Studium in die Ausbildung.

Es gibt ein Leben nach dem Studienabbruch

In der heutigen Leistungsgesellschaft scheint es der Weltuntergang zu sein, wenn man den angestrebten Weg nicht bis zum Ende geht und zwischendurch die Richtung wechselt. Dabei ist ein Studienabbruch absolut kein Drama, sondern vielmehr eine Chance für dich, etwas Neues zu beginnen. Jetzt kannst du dich völlig neu orientieren und findest hoffentlich das, was dir wirklich Spaß macht. Am Ende zählt, dass du einen Job hast, der dich erfüllt und den du gerne machst. Immerhin arbeitest du in diesem Job bestenfalls mehrere Jahrzehnte.