Keine Angst vor der Regelstudienzeit!
von Annkathrin, 29. Juli 2020
von Annkathrin, 29. Juli 2020
Du bist mitten im Studium und hast das Gefühl, dass du die Regelstudienzeit nicht einhalten kannst? Das ist gar nicht so schlimm, wie viele denken! In diesem Artikel erfährst du, in welchen Fällen es sinnvoll ist zu überziehen und warum dir das in deinem Berufsleben nicht im Weg stehen wird.
Die Regelstudienzeit wirkt für viele Studenten wie eine Obergrenze. Es scheint, als dürfe man nicht länger studieren oder als wäre man zu langsam, wenn man diese Grenze überschreitet. Dabei lassen viele Studierende Möglichkeiten liegen, die das Studium ihnen bietet, nur um sich einem Richtwert anzupassen. Im Folgenden erfährst du, welche Gründe absolut legitim sind, um die Studiendauer zu verlängern und warum ein längeres Studium gar kein Problem ist.
Was ist die Regelstudienzeit überhaupt?
Im Allgemeinen bezeichnet sie die Anzahl der Semester, in der man idealerweise ein Vollzeitstudium beendet. Für den Bachelor sind das in der Regel an der Universität sechs Semester, an der Fachhochschule acht und für den Master zwei bis vier Semester. Insgesamt ist für einen Bachelor-Master-Abschluss eine Studiendauer von zehn Semestern vorgesehen.
Ursprünglich war dies jedoch keine Vorgabe für Studierende, sondern eine Versicherung. In dieser Zeit darf die Universität oder Fachhochschule dein Fach oder deinen Studiengang nicht einfach streichen. Eine Vorgabe ist sie nur für die, die BAföG beziehen, da sie die Förderungshöchstdauer festlegt.
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Wenn du länger studierst als vorgesehen, bist du damit absolut nicht alleine. Laut dem Statistischen Bundesamt haben 2018 nur 33% der Absolventen ihren Abschluss innerhalb der vorgesehenen Zeit gemacht. Zwei Drittel der Studierenden lassen sich also Zeit im Studium. (Quelle: Statista)
Was sind Gründe dafür, länger zu studieren?
Die Gründe für ein längeres Studium sind sehr vielfältig. Im Allgemeinen ist wichtiger, dass du nicht zu viel Stress und Freude an deinem Studium hast, als dass du diese Zahl auf der Studienordnung einhältst. Konkrete Gründe können die Folgenden sein:
Nebenjobs
Dadurch finanzierst du nicht nur dein Studium, sondern sammelst auch praktische Berufserfahrung, vielleicht sogar in deinem Wunschbereich. Aber auch wenn der Nebenjob thematisch nichts mit deinem Studium zu tun hat, lernst du schon, wie die Berufswelt funktioniert und erlangst Kenntnisse, die dir in deiner späteren Karriere helfen können. Ein Job bedeutet aber natürlich auch einen Zeitaufwand. Du hast weniger Zeit zum Lernen und kannst vielleicht nicht alle für ein Semester vorgesehenen Veranstaltungen besuchen.
Auslandsaufenthalte
Durch einen Aufenthalt im Ausland lernst du nicht nur eine Sprache und erkundest eine andere Kultur, sondern sammelst auch wichtige Erfahrungen und entwickelst deine Persönlichkeit weiter. Doch auch wenn du im Ausland die Universität (beispielsweise im Vereinigten Königreich) besuchst, werden erbrachte Leistungen in der Heimat nicht immer vollständig anerkannt. Dann musst du diese zuhause wiederholen und verlierst Zeit.
Praktika
An der Universität erlernst du lediglich das theoretische Wissen deines Fachbereichs, weshalb Praktika sehr wichtig sind für den praktischen Teil. Oft sind sie auch in der Studienordnung als Pflichtpraktikum vorgeschrieben und sollen innerhalb der Semesterferien gemacht werden. In einem Praktikum erhältst du außerdem einen Einblick in die Berufswelt und kannst Kontakte knüpfen, die dir später beim Einstieg in den Beruf helfen können. Die gängige Dauer von Praktika ist allerdings drei bis sechs Monate, was kaum in den Semesterferien zu schaffen ist. Daher ist es empfehlenswert, eine Art Praxissemester einzulegen, indem du ein Semester an der Uni aussetzt und dieses nutzt, um in Ruhe ein Praktikum zu absolvieren.
Anderes
Auch ein Engagement außerhalb oder innerhalb der Universität, ehrenamtliche Arbeit oder Parteiarbeit kann sich auf deine Studiendauer auswirken, da all diese Dinge zeitaufwändig sind. Du kannst jedoch viele Kontakte knüpfen und als Person wachsen. Auch persönliche Gründe können dein Studium verlängern, zum Beispiel Schwangerschaft oder Erziehung eines eigenen Kindes, ein Pflegefall in der Familie oder eine Krankheit.
Muss ich mit Konsequenzen rechnen, wenn ich länger studiere?
Wenn du ein oder zwei Semester länger studierst, ist das absolut normal und gar nicht schlimm. Die meisten Studierenden überziehen ein paar Semester. Problematisch kann es erst dann werden, wenn du mehr als vier Semester über der vorgesehenen Anzahl bist. Dann gilt dein Studium als Langzeitstudium und es können Konsequenzen auf dich zu kommen. Je nach Hochschule kann dir bei vier Semestern über der vorgesehen Dauer eine Zwangsexmatrikulation drohen, wenn du die lange Studiendauer nicht begründen kannst. Wenn absehbar ist, das du deutlich überziehen wirst, solltest du also mit einem Berater darüber sprechen, wie viele Semester an deiner Universität erlaubt sind, bevor du exmatrikuliert wirst. Außerdem können auch Zusatzgebühren anfallen, die häufig nicht gerade billig sind.
Zudem bekommst du nur innerhalb der Regelstudienzeit BAföG. Hast du jedoch eine gute Begründung, kannst du diese Zeit verlängern. Begründungen sind:
- Schwangerschaft oder Kindererziehung
- Krankheit (physisch oder psychisch)
- Nichtbestehen von Prüfungen (nicht bei Täuschungsversuchen)
- Auslandssemester (das nicht im Studienplan vorgesehen ist)
Erhältst du kein BAföG mehr, kannst du Studienabschlusshilfe beantragen. Die Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass du zur Abschlussprüfung bereits zugelassen bist.
Habe ich dadurch schlechtere Karrierechancen?
Oft rechnen Unternehmen Erfahrungen im Ausland, Praktika oder weiterführende Kenntnisse wie Sprach- oder IT-Kenntnisse höher an als ein Studium in der Regelstudienzeit. Du solltest aber darauf vorbereitet sein, das längere Studium im Bewerbungsgespräch plausibel erklären zu können. Nur vor Langzeitstudenten (mehr als vier Semester über der vorgesehenen Dauer) schrecken viele Unternehmen zurück, da dies auf sie faul oder unmotiviert wirkt.
Länger studieren ist gar nicht schlimm
Das Studium bietet dir viele Möglichkeiten, die du später nicht mehr hast. Du kommst relativ leicht ins Ausland, kannst Sprach- oder IT- Kurse wahrnehmen, die dich wenig oder gar nichts kosten und kannst einfach mal das Studentenleben genießen. Nimm dir die Zeit, im Studium alles mitzunehmen, was dich interessiert. Schau über deinen Tellerrand hinaus und belege auch mal eine Vorlesung eines anderen Studienganges, wenn sie spannend klingt. Diese Anzahl von Semestern auf deiner Studienordnung sollte nicht der Grund dafür sein, dass du Dinge auslässt, die dir Spaß machen oder dich im Leben weiter bringen. Dein Berufsleben wird noch stressig genug, da musst du dich nicht jetzt damit stressen, möglichst schnell dein Studium zu beenden.