Ehrenamtliche Tätigkeit während des Studiums

Hochschulinitiative Deutschland

von Désiree, 31. Oktober 2019, aktualisiert am 29.01.2025

Hochschulinitiative Deutschland

von Désiree, 31. Oktober 2019


Neben dem Bücherwälzen und Minijob auch noch fremden Menschen helfen und die Welt verbessern? Und das, obwohl du Netflix schauen könntest? Na klar! Ein ehrenamtliches Engagement ist wichtig und bereichernd – nicht nur für deinen Lebenslauf. Durch eine ehrenamtliche Tätigkeit während des Studiums gewinnst du an Lebensqualität.

Bei einer ehrenamtlichen Tätigkeit geht es um weitaus mehr als nur Credit Points. Eine ehrenamtliche Tätigkeit lehrt dich Dinge, die dir das Studium nicht vermitteln kann. Sie liefert dir bessere Praxiserfahrung als jedes Praktikum und stärkt deine sozialen Kompetenzen. Etwas, dem jede*r Personaler*in Beachtung schenkt.

Wo kann ich mich ehrenamtlich engagieren und was kann ich tun?

Ehrenamtliche Arbeit beruht einzig und allein auf Freiwilligenbasis. Das bedeutet, es werden fast immer ehrenamtliche Helfer*innen gesucht. Du brauchst auch keine einschlägige Erfahrung, musst kein*e Klassensprecher*in oder ein Mitglied des Gemeindechors, Jugendschar oder Freiwilligen Feuerwehr gewesen sein. Du musst lediglich herausfinden, was dich interessiert und wieviel freie Zeit du für deine ehrenamtliche Tätigkeit aufwenden kannst.

Die Vielfalt an Möglichkeiten ist gewaltig: Journalismus, Umweltschutz, Feuerwehr, Radio, Selbsthilfe-Gruppen, Tierheim, Sportverein, Kirche, Gemeinschaftsgärten, Flüchtlings- und Integrationshilfe, Frauenrechte, LGBTQIA+-Rechte, Unterstützung von älteren Menschen und Menschen mit Behinderung, Eltern-Kind-Initiativen oder Lokalpolitik – um nur ein paar zu nennen.

Um Möglichkeiten zu finden, dich ehrenamtlich oder sozial zu engagieren, brauchst du gar nicht weit schauen. Die meisten Hochschulen und Universitäten haben eine breite Palette an bereits bestehenden Studierendeninitiativen und -programmen wie den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA), die Hochschulzeitung oder das Campusradio. Du kannst auch ausländischen Studierenden helfen oder als Tutor arbeiten. Vielleicht hast du ja bereits ein Hobby, in welchem du dich ehrenamtlich betätigen kannst?

Denn vor allem kleine, lokale Einrichtungen, Organisationen und Hilfsgruppen sind auf die Mitarbeit von Ehrenamtlichen angewiesen und freuen sich besonders auf junge freiwillige Helfern*innen, die ihre Ideen in die verschiedenen Projekte miteinbringen. Dort mitzuhelfen, gibt dir viel mehr Freiheiten, Eigenverantwortung und Handlungsspielraum als du in irgendeinem Praktikum bekommen würdest.

Ehrenamt mit Studium vereinbaren: Wie mache ich das zeitlich?

Studieren nimmt viel Zeit in Anspruch. Unregelmäßige Vorlesungspläne und -zeiten und geschäftige Klausurenphasen machen das Zeitmanagement schwer. Oft lässt sich nur schwer etwas planen und ein Job mit geregelten Arbeitszeiten ist auch nicht immer möglich. Das Ehrenamt ist hingegen oft um einiges flexibler. Dadurch, dass es auf freiwilliger Basis verläuft, wird deine Zeit dann angenommen, wenn du sie verfügbar hast. Doch natürlich musst du sie dir auch nehmen.

Darum ist und bleibt das Wichtigste, dass du Spaß an deiner ehrenamtlichen Tätigkeit hast. Sehe sie nicht als Arbeit, sondern vielmehr wie einen Sport oder jedes andere Hobby neben dem Studium, dem du in deiner Freizeit nachgehen würdest. Es braucht manchmal Überwindung, nicht doch lieber den freien Tag im Bett zu verbringen, sondern zum Ehrenamt überzugehen.

Deine Motivation solltest du also in erster Linie in dir selbst finden. Ist dein soziales Bedürfnis, für etwas einzustehen oder anderen zu helfen, zu klein, wird das Ehrenamt auch nur schwer Platz in deinem Terminkalender finden.

Was bringt mir eine ehrenamtliche Tätigkeit?

Je nach persönlicher Motivation ist soziales Engagement eine sehr erfüllende Tätigkeit. Du hast die Chance, etwas mitzugestalten und kannst dich selbst verwirklichen. Außerdem sind die Offenheit und Dankbarkeit, die dir entgegengebracht werden und das Bewusstsein, zumindest etwas im Kleinen verändern zu können und gebraucht zu werden, unersetzbar. Gerade dann, wenn es in der Uni oder im Freund*innenkreis gerade mal nicht so rund läuft.

Du lernst neue Menschen kennen, trainierst deine sozialen und zwischenmenschlichen Kompetenzen wie Geduld und dein Zuhörvermögen und wirst so nebenbei zum Organisationstalent. Das sind allesamt Soft Skills, die sich natürlich auch gut im Lebenslauf machen und dir den entsprechenden Wettbewerbsvorteil im Verlauf deiner Karriere verschaffen können.

Ehrenamt im Lebenslauf: Was sagt das über mich aus?

Beinhaltet dein Lebenslauf eine ehrenamtliche Tätigkeit, sagt das viel über dich aus. Es zeigt Arbeitgeber*innen, dass du selbstlos und engagiert bist und über den Tellerrand hinausschaust. Alleine die Tatsache, dass du dich während des Studiums noch für etwas einsetzt oder anderen hilfst, unterstreicht deine starke Einsatzbereitschaft und Selbstmotivation als Young Professional.

Ehrenamtliches Arbeiten wird mit Soft Skills wie Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke, Zeitmanagement, Fleiß und Motivationsfähigkeit assoziiert. Das sind allesamt wichtige Schlüsselkompetenzen, die auf dem Arbeitsmarkt gefordert sind und die nicht zuletzt ein ausschlaggebendes Einstellungskriterium sein können.

Das sollte, wie schon angesprochen, jedoch nicht die primäre oder einzige Motivationsquelle des Young Professionals sein. Ansonsten wirst du die ehrenamtliche Arbeit nur als Belastung wahrnehmen und es kann spätestens bei der Frage nach deinen Motivationsgründen im Bewerbungsgespräch peinlich werden.

Stipendien und Aufwandsentschädigungen: soziales Engagement wird belohnt

Nicht nur bei der Job- oder Praktikumssuche macht sich eine ehrenamtliche Tätigkeit während des Studiums positiv bemerkbar. Es wird vor allem auch bei der Vergabe von Stipendien berücksichtigt. Stipendien und Förderungsprogramme wie das beliebte Erasmus+ Programm oder das Deutschlandstipendium fragen sogar explizit danach. Sie wollen ein Gesamtbild der Bewerber*innen erhalten, wozu auch die persönliche Gestaltung ihrer Freizeit zählt. Soziales Engagement wird überhaupt gerne gesehen und Studienförderwerke wie das Deutsche Studentenwerk belohnen es auch mit einem Ehrenpreis im bundesweiten Wettbewerb „Studierende für Studierende“.

Manche Universitäten vergeben sogar Credit Points für bestimmte Ehrenämter oder Positionen im Fachschaftsrat. Ehrenamtliche Tätigkeiten können außerdem Pflichtpraktika ersetzen. Ein Blick, ob du dir dein universitäres oder auch außeruniversitäres ehrenamtliches Engagement an deiner Hochschule anrechnen lassen kannst, lohnt sich also.

Je nach Organisation kannst du auch eine Aufwandsentschädigung von bis zu 840 Euro pro Jahr steuerfrei für deine Arbeit erhalten. Reich wird davon niemand - doch schlussendlich gehst du einem Ehrenamt nicht wegen des Geldes nach, sondern nur für dich selbst. Ein Ehrenamt ist und bleibt eine lebensbereichernde Tätigkeit, hinter der du stehst und in der du dich gerne in deiner Freizeit einbringst. Dafür kannst du über dich hinauswachsen, Arbeitserfahrung sammeln und wertvolle Kontakte knüpfen.

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