Netflix, Spotify oder Amazon Prime teilen - ist das erlaubt?

Hochschulinitiative Deutschland

von Annkathrin, aktualisiert am 04.03.2021

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Annkathrin, aktualisiert am 04.03.2021


Studenten sind ständig knapp bei Kasse und schauen Serien, statt zu lernen. Es sind Klischees, aber oft haben sie einen wahren Kern. Wie aber kann man beides verbinden, wo Streaming-Dienste so teuer sind? Durch das Teilen von Accounts - aber ist das erlaubt? Das erfährst du hier!

Streaming-Dienste wie Netflix, Spotify oder Prime Music / Video sind unglaublich praktisch: Man kann eine Vielzahl von Filmen und Serien schauen bzw. fast jeden Song hören, den man hören will und zwar auf jedem internetfähigen Gerät. Aber leider hat die ganze Sache einen Haken - der monatliche Preis. Gerade als Student hat man nicht so viel Geld übrig, will aber trotzdem die halbe Nacht Serien schauen. Da scheint das Teilen des Accounts mit ein paar Freunden wie die perfekte Lösung. Jeder kann Filme und Serien schauen bzw. Musik hören und man bezahlt deutlich weniger. Doch was sagen die Konzerne dazu? Ist das überhaupt erlaubt?

Netflix - viele Vorgaben, wenig Kontrolle

Netflix bietet drei verschiedene Preisstufen an, die auch Auswirkungen darauf haben, wie viele Geräte gleichzeitig streamen können. Die Basisversion kostet monatlich 7,99 EUR, lässt nur ein Gerät zu und unterstützt außerdem kein Streaming in HD-Qualität. Für HD muss man schon etwas tiefer in die Tasche greifen und sich die Standardversion für 12,99 EUR leisten, bei der dann auch auf zwei Geräten gleichzeitig gestreamt werden kann. Die dritte Stufe ist das Premium-Abo für 17,99 EUR. Hier werden vier Geräte unterstützt und man kann in Ultra-HD streamen.

Im besten Fall kann man durch das Teilen des Netflix Accounts also circa 4 EUR monatlich gespart werden: teilt man sich das Premium-Abo zu viert, zahlt jeder etwa 4 EUR, was halb so teuer ist wie die Basisversion. Zusätzlich hat man eine deutlich bessere Streaming-Qualität. Aber ist es denn erlaubt, den Netflix-Zugang zu teilen?

Nur unter bestimmten Bedingungen. In den Nutzungsbedingungen von Netflix steht der Account dürfe "nicht mit Personen, die nicht im gleichen Haushalt leben, geteilt werden." Klar, Netflix ist ein gewinnorientierter Konzern und wenn alle sich jetzt zu Vierergruppen zusammenschließen, macht Netflix weniger Gewinn. Laut der Nutzungsbedingungen darf man seinen Account also nur mit der Familie oder innerhalb einer WG teilen. Allerdings gibt es noch weitere Beschränkungen: Das Passwort darf nicht weitergegeben werden und der Accountbesitzer muss jederzeit Kontrolle über das Konto und das Gerät, auf dem das Konto benutzt wird, haben.

Das heißt also streng genommen, dass du in einer Wohngemeinschaft als Besitzer des Accounts dein Passwort auf den Geräten deiner Mitbewohner selbst eingeben musst. Diese müssen sich außerdem immer dann ausloggen, wenn du oder sie das Haus verlassen. Zudem ist natürlich der Kontoinhaber dafür verantwortlich, was auf dem Account geschieht. Produziert dein Mitbewohner also Raubkopien über deinen Account, bist du verantwortlich.

De facto scheint Netflix jedoch nicht zu kontrollieren, ob diese Vorgaben eingehalten werden. Zumindest ist nirgendwo ein Fall zu finden, in dem User für Verstöße bestraft wurden. Allerdings behält Netflix sich vor, die "Nutzung unseres Dienstes zu kündigen oder einzuschränken". Außerdem sind theoretisch Schadensersatzklagen möglich - jedoch ist es unklar, welchen Schaden der Konzern einklagen könnte. Das reine Teilen des Accounts ist da eigentlich nicht ausreichend.

Rechtsanwälte raten auf jeden Fall ganz klar davon ab, den Netflix-Account außerhalb des Haushalts zu teilen. Es gibt immer ein erstes Mal und wenn du Pech hast, bist du dann der- oder diejenige, bei dem/der das erste Mal kontrolliert wird.

Spotify - wenig Vorgaben, viele Kontrollen

Auch Spotify hat verschiedene Preiskategorien. Für eine Person zahlst du 9,99 EUR im Monat, für Studenten vergünstigt 4,99 EUR. Das Familien-Abo kostet monatlich 14,99 EUR und ist dann für bis zu 6 Personen nutzbar, jeder zahlt also theoretisch ungefähr 2,50 EUR, das ist wieder die Hälfte. Die Anforderungen an das Familien-Abo sind klar benannt: Die Nutzer müssen Mitglieder eines Haushalts sein, also alle an derselben Adresse wohnen.

Im Großen und Ganzen also ähnliche Bedingungen wie bei Netflix. Mit einem großen Unterschied: Schon 2017 hat der Konzern Kontrollen angekündigt. Der Hauptbesitzer von auffälligen Accounts werde informiert mit der Bitte um Aktualisierung. Komme er dieser nicht nach, könne er gesperrt oder deaktiviert werden.

In letzter Zeit häufen sich die Berichte solcher Kontrollen. Dabei werden die Mitnutzer aufgefordert, ihre Adresse zu verifizieren. Kommen sie dieser Aufforderung nicht nach oder ergibt sich dabei, dass sie an einer anderen Adresse wohnen als der Hauptnutzer, werden ihre Accounts auf die freie Version herunter gestuft - sie müssen also wieder mit Werbung Musik hören und können diese nicht herunterladen, um sie auch offline hören zu können.

Amazon Prime - Nur Versandvorteile sind teilbar

Bei Amazon Prime gibt es ebenfalls unterschiedliche Preiskategorien. Normalerweise kostet Prime 7,99 EUR im Monat oder 69 EUR im Jahr. Für Studenten gibt es einen vergünstigten Preis, nämlich 3,99 EUR im Monat oder 34 EUR im Jahr. Im normalen Preis kann man ein Haushaltmitglied an den Versandvorteilen teilhaben lassen.

Wer Prime schon länger als seit November 2017 nutzt, kann es sogar mit vier Haushaltsmitgliedern teilen. Dies gilt allerdings in beiden Fällen nur für die Versandvorteile, nicht für die Kindle-Leihbücherei, Prime Music und Prime Video. Wer Prime Student nutzt oder den 30-tägigen Gratiszeitraum kann den Account gar nicht mit anderen teilen.

Kann ich denn jetzt meinen Netflix- / Spotify-Account mit anderen teilen?

Es ist möglich, also hält dich erstmal nichts davon ab, deinen Account zu teilen. Erlaubt ist es jedoch eigentlich nicht und kann geahndet werden. Im Endeffekt musst du also selbst entscheiden, ob du das Risiko eingehen möchtest oder nicht. Festhalten lässt sich auf jeden Fall, dass du bei Spotify ein deutlich höheres Risiko eingehst, da der Konzern selbst Kontrollen angekündigt hat und dies durch Berichte über solche Kontrollen bestätigt ist. Bei Netflix gibt es solche Berichte zwar nicht, aber es gibt immer ein erstes Mal. Nur weil es bisher keine Kontrollen gab, muss das nicht für immer so bleiben.

Wenn du mit ein paar Freunden überlegst, euch einen Account bei Netflix oder Spotify zu teilen, sprecht vorher auf jeden Fall offen über das Risiko und klärt, ob das für jeden in Ordnung ist. Am Besten wäre es aber, wenn du dir die Accounts wirklich nur mit der Familie oder der Wohngemeinschaft teilst. So bist du auf jeden Fall auf der sicheren Seite!