Studenten und der Alkohol - Gehört das wirklich zusammen?
von Evelyn, 13. September 2019
von Evelyn, 13. September 2019
Hier eine Party, dort ein Umtrunk - bereits als Studi-Neuling wirst du von zahlreichen Angeboten rund ums Feiern gehen überschüttet. Es beginnt mit einer Studentenparty "für einen aufregenden und fächerübergreifenden Start ins Studium", die von einer Uni selbst organisiert und tatsächlich auch genau so bezeichnet wurde. Weiter geht es mit Partys zum Semesterstart, die mit besonders günstigen Bier-Angeboten locken. Selbst fleißige Helfer werden belohnt, in dem ihnen mehrere Freigetränke in Aussicht gestellt werden.
Ein Ende ist nicht in Sicht: Die Bars und Clubs der Städte haben ihre Pforten nicht nur am Wochenende geöffnet - wer studiert, kann schließlich jede Nacht zum Tag machen. Niedrige Preise, "Gratis-Shots" zum ersten Getränk oder Slogans wie "Weniger tanzend, aber mindestens genauso süffig" (einer Veranstaltung des Bundesverbandes Deutscher Volks- und Betriebswirte wie hier aufgelistet) suggerieren: Ohne Alkohol geht es nicht. Und wenn du in einer WG wohnst, willst du deine Mitbewohner auch kennenlernen - und das geht ja wohl am einfachsten mit einem Bier oder einem Glas Wein in der gemeinsamen Küche.
Vom harmlosen Gläschen zum riskanten Konsum
Mit dem Belohnungs-Schnaps geht es weiter: Die Anforderungen während des Studiums sind hoch - wer viel gelernt und die gefürchtete Klausur hinter sich gebracht hat, gönnt sich gerne mal einen Gin-Tonic. Ist die Klausur dann auch noch mit Bravour bestanden, gibt es erneut Anlass zum Anstoßen. Ist es nicht so optimal gelaufen und die Prüfung nicht bestanden, lässt sich der Frust jedoch genauso gut in Alkohol ertränken. Wenn der Druck steigt, kommt das ein oder andere Bier auch schon beim Lernen zum Einsatz. Dass dieser übermäßige Konsum nicht weit hergeholt ist, belegt eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Satte 37,3 Prozent der Studenten trinken demnach regelmäßig.
Die Bundeszentrale legt sogar noch bedenkenswerte Grenzwerte offen: überschreitet der Alkoholkonsum bei Frauen zwölf Gramm pro Tag (ungf. 0,125 Liter Wein), gehören sie zu der Gruppe der Risiko-Konsumierenden. Bei Männern liegt der Wert bei vierundzwanzig Gramm (ungf. 0,25 Liter Bier). Es gilt jedoch nicht nur, diese Grenzen einzuhalten: Wem seine Gesundheit am Herzen liegt, sollte auch mal den ein oder anderen alkoholfreien Tag einlegen.
Unterschätzte Gefahren
Gehörst du zu den Studenten, die schon tagsüber trinken, sollte das ein Warnzeichen sein. Da die Konzentrationsfähigkeit unter Alkoholeinfluss sinkt, ist der Griff zur Promilleflasche im Alltag kaum zu rechtfertigen. Zumal aus ein, zwei Gläsern schnell drei oder vier werden. Das ist weder gesund, noch produktiv. Und mal ehrlich: Besonders gut fühlst du dich am nächsten Tag nicht, oder? Da dann einfach noch mehr oben drauf zu kippen, macht die Sache nicht besser.
Wer nach Gründen sucht, um das Trinken zu legitimieren, sollte aufpassen. Viel zu schnell rutscht man in eine Spirale, aus der es aus eigener Kraft keinen Weg hinaus gibt. Jeder Alkoholiker hat einst so begonnen.
Doch auch wenn es nicht zu diesem Extremfall kommt, ist die Gefahr von Alkohol nicht zu unterschätzen. Das enthaltene Ethanol ist ein Zellgift. Bereits wenige Gramm am Tag können zu dauerhaften Schäden führen. Dies ist nach der Meinung von Experten schon ab den besagten vierundzwanzig Gramm möglich. Schädigungen der Schleimhäute, dauerhafte Koordinationsprobleme, Gedächtnisstörungen, Leberschäden und Krebs sind nur ein Teil der möglichen Folgen.
Neben den gesundheitlichen und kontraproduktiven Aspekten kommt noch ein wichtiger Punkt hinzu: Studenten sind gerne mit dem Fahrrad unterwegs. Doch mit Promille im Blut Fahrrad zu fahren, ist mit das Dümmste, was man machen kann. Besonders in Großstädten leben Fahrradfahrer ohnehin schon gefährlich: Autos, die zu dicht an ihnen vorbeifahren. Rücksichtslos geöffnete Türen stehender Pkw. Brenzlige Situationen beim Abbiegen. Hat der Radfahrer da nicht stets alles im Blick, kann er schnell mit dem überleben kämpfen. Studenten sollten deswegen lieber auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurückgreifen.
Weniger Studienabbrüche dank Alkohol?
Und nun spukt auch noch dieses fragwürdige Ergebnis im Netz herum: Wer während seines Studiums regelmäßig Alkohol trinkt, bricht es seltener ab. Das besagt zumindest eine Studie vom Danish Evaluation Institute. Ob die Forscher tatsächlich an diese Schlussfolgerung glauben oder es sich unter den Studenten gut lesen soll, bleibt in der Schwebe. Entscheidender ist jedoch die Frage, was wirklich dahinter steckt.
Fakt ist: Wer auf Partys und anderweitige Veranstaltungen geht, baut Beziehungen zu seinen Kommilitonen auf. Das bindet den Studenten nicht nur an andere, sondern gleichzeitig auch an sein Studium. Es motiviert in schwierigen Zeiten zum Weitermachen. Frei nach dem Motto: Geteiltes Leid ist halbes Leid. Was du nun aber in Gesellschaft trinkst, ist dabei - Trommelwirbel - völlig schnuppe.
Integriert werden kann nur, wer bei Sinnen ist
Ein Problem ist, dass Nicht-Trinker oft schräg angeschaut und gerne zum Trinken überredet werden. Es sollte cool sein, auch mal bei alkoholfreien Getränken zu bleiben. Diese schmecken in Wirklichkeit sogar viel besser, oder nicht? Es ist ohnehin fraglich, warum wir einen Kurzen nach dem anderen runter kippen. Um uns danach erst mal ausgiebig zu schütteln?
Gegen die ein oder andere durchtanzte Nacht ist ja nichts einzuwenden. Es darf jedoch kein Muss darstellen, dabei promillehaltige Getränke zu konsumieren. Außerdem sollte jeder sein Limit kennen. Ein Rauschtrinken führt nur dazu, dass du die Zeit nicht voll genießen kannst, da du weniger davon mitbekommst. Dein Geldbeutel wird auch geschont, wenn du weniger säufst. Ist dann auch noch ausreichend Wasser für den regelmäßigen Wechsel zwischen den Drinks vorhanden, steht einer entspannten Party (und einem fitten Morgen) nichts im Weg.